Oldtimer sorgen bei Station in Knittlingen für Augenschmaus
Knittlingen. Das Areal der renommierten Knittlinger Automobilsammlung liefen am Freitag mehr als 180 gestartete Classic Cars zur ersten Durchfahrtskontrolle im Rahmen der 26. Heidelberg Historic Rallye an. Bereits ab 9.30 Uhr rollten seltene Old- und Youngtimer zu den Tischen der ehrenamtlichen Streckenposten vor dem Museum, wo sich alle Fahrerteams den DK-Stempel sicherten. Ohne das unentgeltliche Engagement von gut 20 aktiven Mitgliedern des Museumsvereins wäre die notwendige Logistik für diesen Kontrollposten kaum vorstellbar gewesen.
Schon am Vormittag lockten die seltenen und zugleich spektakulären Autolegenden, die den kurzen Zwischenstopp in Knittlingen bei laufenden Motoren brav nacheinander absolvierten, mehr als 60 Zuschauerinnen und Zuschauer zum Museum Walters Oldtimer.
Erst beim Verlassen des Areals, zurück auf dem Pflegmühleweg, drückten die Piloten das Gaspedal wieder durch. Augenblicklich lag der Geruch von Benzin und Gummi in der Luft. Brüllend erinnerten sofort mehrere Autolegenden an eigenen Ruhm und eine teils lange Tradition im Rennsport. Der offene Bentley 4,5l „Le Mans“ von 1930 machte nur den Anfang.
Der beeindruckende Lagonda V12 „Le Mans“ von 1938 trägt das gleiche 24-Stunden-Rennen im Namen und der bei der diesjährigen Heidelberg Historic Rallye vertretene, extrem flach konstruierte (nur 40 Zoll hohe) Ford GT40 aus dem Jahr 1966, repräsentierte die erfolgreiche Kleinserie des einzigen amerikanischen Rennwagens, der die 24 Stunden von Le Mans (vier Mal in aufeinanderfolgenden Jahren) gewinnen konnte.
Leise schien auch der von Claudia Grimm gesteuerte Mercedes-Benz SSK 630 nicht, ein schneeweißer Roadster aus dem Krisenjahr 1929, der auch heute hin und wieder seine Garage in Sinsheim verlässt, um seine 225 Pferdestärken auf der norditalienischen Classic Mille Miglia (1988, 1992, 1996 und 1998) auf die Piste zu bringen. Beifahrerin bei der ADAC-Rallye Heidelberg Historic war übrigens die Mama von Claudia Grimm.
Ein weiteres Damen-Team – Tanja Vögele und Sissi Brand – pilotierte einen feuerroten Jaguar E-Type aus dem Jahr 1967. Ein echter automobiler Hingucker, von mehreren Jurys zwischen 2015 und 2017 gleichermaßen zum „besten britischen Auto aller Zeiten“ und zum „schönsten Auto aller Zeiten“ gekürt. Bei der Heidelberg Historic 2022 konnten insgesamt acht Jaguar E-Type von den Zuschauern bewundert werden – nur ein Erfolgsmodell aus Stuttgart war häufiger im Starterfeld vertreten: der Porsche 356, gebaut in den Jahren 1948 bis 1965.
An die Vielfalt der deutschen Automobil-Produktion erinnerten ferner ein BMW 600 und ein DKW F91-Karmann Cabrio, mehrere Käfer, NSU und Opel. Zu den ausgesprochenen Raritäten im Starterfeld der 26. Heidelberg Historic Rallye zählten ein seinerzeit nach England gelieferter Lancia Aprilia Berlina aus dem Jahr 1937 und ein ebenso seltenes Cisitalia 202 Coupé, Baujahr 1948. Den Lancia mauerte sein Besitzer bei Kriegsbeginn ein, um ihn nicht ans Militär abtreten zu müssen und das Cisitalia-Coupé fand man erst in den 1980er-Jahren in einem Stall in Uruguay, angeblich „bis zu den Achsen im Mist steckend“.
www.walters-oldtimer.de, www.heidelberg-historic.de.
