Opernwerkstatt am Rhein präsentiert das Musical „Rock me, Hamlet“ in Mühlacker
Mühlacker. Wie kann man Shakespeares „Hamlet“, entstanden zu Beginn des 17. Jahrhunderts, den Theaterbesuchern heute näher bringen? Es gibt unzählige Deutungen des berühmten Stoffs auf den Theaterbühnen, das Ensemble der aus Hürther angereisten Opernwerkstatt am Rhein gab am Samstagabend im Uhlandbau Mühlacker eine spannende Antwort.
Was es dazu braucht? Akrobatik, bunte Tanz-, Theaterszenen und eine erstklassig umgesetzte Fecht-Choreographie (Saskia Leder), rheinische Leichtigkeit, etwas Puppenspiel, den Mut zum Piraten-Look und einen Mix aus Musical und Klassik.
Anders gesagt: Regisseur Sascha von Donat hat die klassische Vorlage kräftig verjüngt. Seine Motivation dieses Mammut-Unterfangen umzusetzen, kann im Programmheft der so entstandenen Rockmusical-Produktion „Rock me, Hamlet“ nachgelesen werden: Bei seiner ersten Regieassistenz am Stadttheater Bielefeld, habe er sich „zu Tode gelangweilt“ und „geschworen, das Stück eines Tages mal ganz anders auf die Bühne zu bringen“. Und das ist ihm mit seiner entschlackten Inszenierung bestens gelungen – am Ende des Gastspiels gab es stehende Ovationen.
Die wichtigsten Erfolgsgaranten: Die unter 700 Bewerbern handverlesenen kraftvollen Darsteller, die dem Tourneetheater Herzblut und Hingabe leihen. Die unter der Leitung von Florian Caspar Richter live dargebotene Pop-Musik – sie reichte von „Where Is The Love“ (Black Eyed Peas) über „Why Do Lovers Break Each Others Hearts“ (Showaddywaddy) und „Road To Nowhere (Talking Heads) bis zu „Hello“ von Adele. Der zupackende Sound der fünf Musiker gab der Aufführung Biss und Verve.
Und dass die junge Combo bei Fleetwood Macs 70er-Jahre Uptempo „Go Your Own Way“ danebenlag: geschenkt. Zudem: Ein Bündel neuer, unerhörter Ideen, das der Aufführung die Magie des Puppenspiels (die Figuren stammen von Hans Dieter Flerlage), etwas Steampunk (Dorothea Nicolai) und einen Spritzer Kölner Karneval einverleibte. Beim in Mühlacker gezeigten Skelett-Mambo der Totengräber (Jenny Winkler und Hermann Bedke) ist die Frage berechtigt: Wie konnte die „Horror Picture Show“ auf diesen Spaß nur verzichten?
Natürlich erhielten die ganz großen Rollen – Hamlet, gespielt von Carl Bruchhäuser und Orphelia (Neele Pettig) – auch den meisten Beifall. Aber die wie Gardeprinz und Funke-Mariechen bei einer Hebefigur, auf- und aneinander „klebenden“ Jugendfreunde Hamlets – Güldenstern (Mona Mucke) und Rosenkranz (Stefan Peters) – kamen in der Publikumsgunst ebenfalls bestens an.