Panne beim BW-Tarif: Elektronische Tickets für Region nicht möglich
Einen Quantensprung im Nahverkehr versprach das Land zum Fahrplanwechsel vor zwei Wochen. Der neue BW-Tarif soll die bisherigen Grenzen der Verkehrsverbünde sprengen. Fahrgäste überwinden erstmals die Preishürden für Busse und Bahnen, wenn sie Verkehrsregionen überschreiten.

Und der Landestarif macht das Reisen oft günstig. Haben Kunden eine Bahncard, wird die Fahrt zum Schnäppchen. Doch in der Region hat das neue System schwere Geburtsfehler. Tickets des BW-Tarifs auf den elektronischen Vertriebsschienen, ob nun im Internet oder per App, lassen sich zwischen Pforzheim und Karlsruhe sowie zwischen Pforzheim und Bad Wildbad zurzeit nicht buchen. Der Tarifdschungel, den das Land auf diesen Verbund übergreifenden Strecken lichten wollte, bleibt vorerst ein Dickicht.
„Problem schnell lösen“
Die Deutsche Bahn (DB), bisher einziger Anbieter des elektronischen Verkaufs, muss jetzt unter Hochdruck Programmierfehler beheben. Unter bahn.de im Internet und in der Anwendung DB-Navigator fürs Mobiltelefon erhalten Kunden den lapidaren Hinweis: „Eine Preisauskunft ist nicht möglich.“ Den Patzer für die Züge von Pforzheim nach Bad Wildbad im Kreis Calw hat Axel Hofsäß, Chef des Verkehrsverbunds Pforzheim-Enzkreis (VPE), rasch entdeckt. „Ursache ist ein Softwareschnitzer, wir haben darum gebeten, das Problem schnell zu lösen“, sagt Hofsäß. Bis es so weit ist, gelte weiter der bisherige VPE-Tarif, der eigentlich beendet werden sollte.
Edgar Neumann, der Sprecher des für den BW-Tarif zuständigen Verkehrsministeriums, reagierte konsterniert, als die PZ ihn auf die Panne hinwies. „Das ist ja richtig blöd, wir machen aber Druck, damit diese Versehen bei den beiden bisherigen Sonderüberlappungen auf der Schiene rasch behoben werden“, sagte Neumann zur PZ.
Der Kundendienst des Landes für Fragen rund um den BW-Tarif hat eine Übergangslösung parat. „Fahrgäste, die für die Fahrt von Pforzheim in den Karlsruher Raum des KVV auch am Automaten keine Karte bekommen, können die Nummer des Geräts notieren, wenn sie dann einem Kontrolleur den Personalausweis zeigen, müssen sie nicht 60 Euro Strafe fürs Schwarzfahren bezahlen“, so die aktuelle Empfehlung der telefonischen Ansprechstelle. Laut KVV-Sprecher Nicolas Lutterbach können Fahrgäste weiter die KVV-Handy-App benutzen: „Das funktioniert, inzwischen ist auch die Tageskarte Regio Spezial erhältlich.“ Dass Reisende, vor allem aus dem Enzkreis, den im Dezember frisch eingeführten Regio-Tagesschein zunächst nicht buchen konnten, hatte Matthias Lieb als Vorsitzender des Verkehrsclubs (VCD) kritisiert.
Ministeriumssprecher Neumann ist auch aus einem weiteren Grund verärgert. In letzter Sekunde vor dem Fahrplanwechsel hatte das Land den BW-Tarif noch ausgeweitet. Wer sich vorab ein Ticket besorgt, kann schon von der Wohngegend mit dem Bus zum Bahnhof fahren, in den Zug einsteigen und bei der Ankunft mit dem Bus, einer Stadtbahn oder Straßenbahn zum Zielort weiterfahren. Dass bereits der Start mit dem Bus im Preis eingeschlossen ist, wollte das Land eigentlich erst 2020 umsetzen. Doch nun wurde bereits das Gesamtpaket gezündet. Im Bus von der Wohnung zum Bahnhof ist das Landesticket aber noch nicht erhältlich. Die Geräte in den Fahrzeugen müssen erst umgerüstet werden. Umso ärgerlicher sind für ihn die Macken im Online-Vertrieb.