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Enzkreis -  02.04.2024
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Payback-Betrug: Familie aus dem Enzkreis soll 80.000 Euro erbeutet haben

Enzkreis/Bamberg. Nach „jahrelangen Ermittlungen“ – unter anderem in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei – hat die Zentralstelle Cybercrime Bayern Anklage gegen eine Familie mit insgesamt fünf Personen erhoben, denen vorgeworfen wird, sich im großen Stil Payback-Punkte von fremden Nutzer-Konten verschafft und anschließend zu Geld gemacht zu haben. Unter den mutmaßlichen Haupttätern: Mutter und Vater, die im Enzkreis wohnen. Das vermeldet die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg.

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Bei Bonusprogrammen vieler Supermärkte und Drogerien wie Payback kann es sich lohnen, die Punkte beim Einkauf verrechnen zu lassen. Eine Familie aus dem Enzkreis soll an Daten gehackter Konten gelangt sein und so fast acht Millionen Payback-Punkte eingelöst haben. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentral

Neben dem Ehepaar gilt deren 27-jähriger Sohn beziehungsweise Stiefsohn aus dem Landkreis Rastatt als weiterer Hauptverdächtige. Die drei sollen im Frühjahr 2020 den Entschluss gefasst haben, ihren Lebensunterhalt auch durch die missbräuchliche Einlösung fremder Payback-Punkte und deren Umwandlung in Bankguthaben zu finanzieren, so die Generalstaatsanwaltschaft. Sie sollen sich hierfür im Darknet die Zugangsdaten zu einer Vielzahl an gehackten Payback-Konten verschafft haben. In der Folge sollen dann jeweils Service-Terminals des Kundenbindungsprogramms in diversen Supermarkt- beziehungsweise Discounter-Filialen genutzt worden sein, um in mehreren Schritten den Gegenwert der Payback-Punkte über Gutscheinkarten letztlich an Ladenkassen auf eigens eingerichtete Bankkonten einzuzahlen.

Auf diese Weise sollen von den drei Angeschuldigten gemeinsam im Zeitraum vom 7. Juli 2020 bis zum 7. Januar 2021 in mindestens 274 Fällen rund 7,8 Millionen Payback-Punkte von insgesamt 1600 Geschädigten im Gesamtwert von 78.417 Euro unberechtigt eingelöst worden sein.

Der mehrfach vorbestrafte 27-jährige Sohn, der im Kreis Rastatt wohnt, soll darüber hinaus zwischen im März 2021 in Filialen einer Drogeriekette in mindestens 116 weiteren Fällen insgesamt knapp eine Million Payback-Punkte von 199 Geschädigten im Wert von knapp 10.000 Euro sowie in Filialen einer Gartenmarktkette in mindestens neun Fällen weitere 270.000 Payback-Punkte von 14 Geschädigten im Wert von 2700 Euro missbräuchlich für eigene Zwecke verwendet haben.

Sohn sitzt bereits im Gefängnis

Dem Mann werden in der Anklageschrift 399 Fälle, seinem 47-jährigen Stiefvater und seiner 50-jährigen Mutter jeweils 274 Fälle des gewerbsmäßigen Computerbetrugs zur Last gelegt. Das Gesetz sieht für jeden Fall eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor. Gegen den Sohn besteht ein Untersuchungshaftbefehl. Dieser wird derzeit aber nicht vollzogen, weil er sich wegen eines anderen Delikts bereits in Strafhaft befindet.

Die beiden weiteren Angeschuldigten (die 28-jährige Stiefschwester des inhaftierten mutmaßlichen Haupttäters und ihr ebenfalls 28-jähriger Ehemann aus dem oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land) sollen in Kenntnis des Tatplans ihren Verwandten jeweils Bankkonten zur Verfügung gestellt haben, auf denen der Gegenwert der missbräuchlich erlangten Payback-Punkte gutgeschrieben werden konnte. Sie müssen sich deshalb jeweils wegen Beihilfe zum Computerbetrug verantworten. Auch die 28-jährige Frau ist bereits mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten.

Im Zuge der Ermittlungen konnten umfangreiche Spuren gesichert werden, so die Generalstaatsanwaltschaft, die den Tatverdacht soweit erhärtet haben, dass Anklage erhoben werden konnte. Insbesondere wurden mehrere Aufzeichnungen von Überwachungskameras in den diversen Geschäften gesichert und ausgewertet.

Die Beschuldigten haben sich im Ermittlungsverfahren bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Über die Zulassung der Anklageschrift und die Eröffnung des Hauptverfahrens muss nun ein Schöffengericht des Amtsgerichts Landshut entscheiden.

Autor: pm