Perfekte Illusion in Remchingen: Giuseppe Malinconico spielt Freddie Mercury
Remchingen. Noch bevor es losgeht, bevor auch nur ein einziger Ton gespielt, eine einzige Zeile gesungen ist, rastet das Publikum völlig aus: Die Zuhörer klatschen, pfeifen und stampfen mit den Füßen den Takt von „We Will Rock You“. Dann, endlich, betritt Giuseppe Malinconico die Bühne der Remchinger Kulturhalle.
Er trägt ein weißes Feinripp-Unterhemd, eine gelbe Jacke, hat kurze schwarze Haare und einen Schnauzer. Er sieht aus wie Freddie Mercury, der legendäre Sänger von Queen, der 1991 gestorben ist. Und er verhält sich auch so, schreitet mit großen Schritten über die Bühne, macht ausladende Gesten in Richtung Publikum und singt mit weit geöffnetem Mund in das Mikrofon.
Musiker aus Italien
Eine perfekte Illusion, die der Italiener am Freitagabend mit dem Gitarristen Paolo Barbieri, Schlagzeuger Kim Marino, Bassist Sebastiano Zanotto und vier Streichern gut zwei Stunden lang abliefert. Es ist fast so, als stünde das Original noch einmal auf der Bühne: die Posen, die Mimik, die Gestik und der Mikrofonständer ohne Füße, mit dem er sich lässig zur Musik bewegt. Und nicht zuletzt die Klamotten: ein orangefarbenes Frauen-Top, eine schwarze Langhaar-Perücke, den Staubwedel in der Hand, den Zylinder auf dem Kopf, den schwarzen Umhang über den Schultern, die Polizeiuniform und der Union Jack – alles da.
Nur stimmlich kann Malinconico seinem Vorbild in Sachen Umfang und Volumen nicht ganz das Wasser reichen. Was freilich nicht bedeutet, dass er schlecht singen würde. Im Gegenteil. Mit viel Energie schmettert er die Songs in Richtung Publikum, begleitet von seinen Mitspielern, die auch versucht haben, sich optisch ihren musikalischen Vorbildern anzunähern, mal mehr, mal weniger überzeugend. Laut, bunt und schrill ist ihre Show. Sie gönnen sich keine Pause, kommen von einem Song zum nächsten.
Egal ob „Bohemian Rhapsody“, „Another One Bites The Dust“, „We Are the Champions“, „I Want It All“, „A Kind Of Magic“ oder „Somebody To Love“: Fast alle Klassiker der 1970 gegründeten britischen Rockband haben die aus dem italienischen Vicenza stammenden Musiker dabei. Keine zehn Minuten braucht es, bis das Publikum aufsteht, klatscht, singt und sich im Takt der Musik bewegt. Vermutlich Rekordzeit. Tosender Applaus und mehrere Zugaben. Nico Roller