Pfarrer Griesinger in den Ruhestand verabschiedet – Nachfolge ist ungewiss
Remchingen-Nöttingen. „Ja mei, isch denn scho Weihnachten?“, fragte Pfarrer Hans-Martin Griesinger am Sonntag überwältigt von den vollgefüllten Bänken und stehenden Gästen, die ihn und seine Frau Christina in den Ruhestand begleiteten.
Bis zu dem Moment, als Dekan Christoph Glimpel die Entpflichtungsurkunde der Landeskirche zückte, wollte es keiner richtig wahrhaben – schließlich schwang der 65-Jährige kurz zuvor noch die E-Gitarre um den Talar und sorgte mit der Kirchenband für Lobpreis mit selbst geschriebenen Lieder.
Engagiert in Kirche und Dorf
Aufgewachsen in Göbrichen war Griesinger nach dem Theologiestudium in Tübingen und Heidelberg von 1983 bis 1994 Pfarrer für Michelbach und Unterschwarzach, bevor er nach Nöttingen wechselte. Mit engagierten Ehrenamtlichen vor Ort folgte er dem Leitsatz in der Stellenausschreibung, der Pfarrer solle Menschen zum lebendigen Glauben führen. Neben wortgeschliffenen Predigten blickte der Kirchengemeinderatsvorsitzende Klaus Bittighofer auf Aktionen wie das Kürbissuppen- und Dampfnudelfest mit Oldtimer- und Bibelausstellungen oder Luthermedaillen, kulturell-geschichtliche Wanderungen und Ausflüge, „Reli für Erwachsene“, Bibelstunden in Darmsbach oder die moderne Fortentwicklung der Christenlehre. „Ohne meine Frau hätte ich das nie hinbekommen“, unterstrich Griesinger. Sie habe selbst ihre Ideen vom Morgentreff über den Begrüßungsdienst bis zur „Ladies Night“ verwirklicht.
„Er war ein Pfarrer, Musiker, Hirte und Theologe von Format“, brachte es der Dekan auf den Punkt. Die Gemeinde, Wegbegleiter, Ortsvereine, Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon und Diakon Patrick Zipse im Namen der Nachbargemeinden verabschiedeten Griesinger mit kreativen Auftritten und einem großen Fest. Noch ist ungewiss, wer die Nachfolge antritt – trotz zweifacher Stellenausschreibung hat sich noch niemand beworben. Der Wilferdinger Pfarrer Friedemann Zitt und Prädikanten werden die Vakanz-Vertretung übernehmen.
„Ich würde mich sofort bewerben“, scherzte Griesinger – ihn und seine Frau führt der Weg nun nach Königsbach-Stein, wo Zeit für die drei Kinder und vier Enkel sei. Daneben bleibe er seiner Band „Hans Martin and friends“ und dem Vorstand der Diakoniestation erhalten.