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Enzkreis -  24.03.2021
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Pforzheimer Kfz-Innung warnt vor Zusammenbruch

Pforzheim/Enzkreis. Die Kfz-Innung Pforzheim-Enzkreis hat die Hauptversammlung in diesem Jahr in digitaler Form abgehalten. Obermeister Timo Gerstel und Matthias Morlock, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, moderierten die Veranstaltung von der Bühne des Großen Saals im Kulturhauses Osterfeld.

Begleitet wurde die Veranstaltung von den Kulturhaus-Technikern Nikolaj Slabinski und Yannick Westhauser, die für Ton, Licht und die Übertragung des Web-Meetings sorgten. Außerdem war Kassenprüfer Werner Ziegler dabei, der die Innungsmitglieder im Verlauf der Veranstaltung zur Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung aufforderte. Rund 65 Zuschauer verfolgten die Sitzung von zu Hause aus. Wie gewohnt, stand zu Beginn der Versammlung der Bericht des Obermeisters. „Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergangen ist, als es im Radio hieß: Lockdown!“, erinnerte Gerstel an die Situation vor einem Jahr.

„Einen kurzen Moment schien die Erde stillzustehen, und bis heute bin ich der Meinung, sie dreht sich nicht mehr ganz rund – eine gewisse Unwucht ist zu spüren.“ Er berichtete, dass durch Homeoffice und Kurzarbeit gefahrene Kilometer ausblieben und das auch in den Auftragsbüchern der Innungsbetriebe zu spüren sei. „Aber nicht nur die Finanzzahlen sorgen seit fast einem Jahr für Kopfzerbrechen, auch der Faktor Mensch beschäftigt uns als Arbeitgeber“, führte er weiter aus. Die Mitarbeiterteams hätten mit der Situation zu kämpfen.

„Auch das Thema Ausbildung und Praktika steht in diesen Zeiten unter keinem guten Stern“, merkte Gerstel an. Sein Dank ging deshalb an alle Betriebe, die weiter ausbildeten. Aber auch andere Entwicklungen hielten die Betriebe in Atem. Dazu zählte er den Dieselskandal, der die Erneuerung der Antriebe in Fahrzeugen rasant beschleunigt habe. Außerdem stellte er fest, dass die reine Elek-tromobilität das bisherige Finanzmodell in den Autohäusern durcheinanderwirble. „Fehlende Ölwechsel und Verschleißteile machen die Mischkalkulation in der Werkstatt zunichte“, sagte er. „Dazu kommt die Anforderung an den Monteur, der an die ,orangenen Kabel‘ dran muss.“

Hierzu nannte er das Stichwort Hochvoltschulung. Angesichts der Corona Situation richtete er einen Appell an die Regierung. „Wie kann es sein, dass Autohäuser mit Hunderten von Quadratmetern Ausstellungsfläche und sicheren Hygienekonzepten monatelang nicht öffnen dürfen? Forderungen von unserem Bundes- und Landesverband wurden schlichtweg ignoriert“, sagte er. „Lange können wir das nicht mehr durchhalten.“ Der Rückblick von Morlock auf das vergangene Jahr fiel vergleichsweise kurz aus, da sämtliche Veranstaltungen, vom Pforzheimer Automarkt bis zum Jubiläumsabend zu 75 Jahre Kfz-Innung ausfallen mussten. Dafür erinnerte er an das erste Pforzheimer Autokino, das letztes Jahr mit Unterstützung der Innung stattfinden konnte.

Nur zwei „Durchfaller“

Auch die Gesellen-Freisprechungsfeier fand im Autokinoformat statt, wie ein eingespielter Film zeigte. Unter Corona-Bedingungen fand auch die letzte Prüfung statt. Morlock berichtete, dass 45 Prüflinge angetreten waren und es nur zwei „Durchfaller“ gegeben habe. In der abschließenden Fragerunde ging es auch um den kurzfristig angesetzten und dann widerrufenen Ruhetag am Gründonnerstag.

Autor: ck