Pforzheimer Top-Stürmer Dejan Galjen steht beim VfB Stuttgart noch im Schatten
Stuttgart/Neuhausen. Der Pforzheimer Dejan Galjen führt die Torjägerliste der Regionalliga Südwest an. Dass der Angreifer des VfB Stuttgart II noch nicht auf höchster Ebene in Erscheinung trat, liegt auch an einer schweren Verletzung.
Der VfB Stuttgart ist aktuell eine Torfabrik: Serhou Guirassy erzielte bis zu seiner Verletzung vor zwei Wochen 14 Tore in der Fußball-Bundesliga – bislang die meisten in der laufenden Saison. Im Schatten des Top-Stürmers beweist aber auch ein Pforzheimer Treffsicherheit. Dejan Galjen hat für die zweite Mannschaft des VfB bereits 14 Treffer in 15 Partien erzielt und führt damit die Torjäger-Liste der Regionalliga Südwest an – mit einem Tor mehr als sein Teamkollege Raul Paula.
Enge Bindung zum Enzkreis
„Es läuft halt einfach. Es ist schwer zu erklären“, erzählt der 21-Jährige im Gespräch mit der „Pforzheimer Zeitung“. Ein Faktor ist mit Sicherheit, dass er wieder zurück in seiner Heimat ist. Die vergangenen zwei Jahre stand der Spross einer serbischen Familie bei Werder Bremen unter Vertrag, jetzt wohnt er wieder bei seinen Eltern in Neuhausen. „Du fühlst dich einfach wohler, als wenn du alleine oben in Bremen bist. Du hast mehr Rückhalt. Familie und Freunde kommen zum Zuschauen, das war ich gar nicht mehr gewohnt. In Bremen habe ich mich schon etwas einsam gefühlt“, erzählt Galjen, der mit 19 Jahren nach Bremen zog, also schon früh weg von seiner gewohnten Umgebung, zu der er eine enge Verbindung hat.
Bei Werder lief es zunächst sehr gut für den Stürmer. Galjen war Teil der ersten Mannschaft und hinter Niclas Füllkrug der zweite Stürmer. Am vierten Spieltag der Saison 2021/22 gab er sein Debüt für Bremen in der 2. Bundesliga. Ausgerechnet beim Karlsruher SC, für den er in der U19 spielte und ein halbes Jahr zuvor erstmals in der zweiten Liga auflief. Da die Partie gegen Aue (0:0) während der Corona-Pandemie ohne Zuschauer im Stadion stattfand, konnten seine Familie und Freunde nicht live vor Ort sein. Als er mit Bremen dann in Karlsruhe spielte, waren seine Eltern in Bremen zu Besuch und sahen den überraschenden Einsatz ihres Sohnes in dessen Wohnung im Fernseher.
Auf seine Zeit in Bremen blickt Galjen mit gemischten Gefühlen:
„Mit 19 Jahren, du spielst 2. Bundesliga, da klopft dir jeder auf die Schulter und sagt: ‚Du bist der Geilste.‘ Dann dachte ich das irgendwann auch. Aber das ist ein großer Fehler. Denn das ist meist der Anfang vom Ende. Und dann kamen ja auch einige Rückschläge.“
Die Bremer verpflichteten mit Marvin Ducksch einen weiteren Stürmer und nur wenige Tage nach seinem ersten Spiel für Werder riss sich Galjen bei der Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Hansa Rostock das Kreuzband und fiel ein Jahr lang aus. „Ich habe in der Zeit auch viel gelernt. Vor allem wie ich mit solchen Situationen jetzt umgehen muss. Ich bin definitiv reifer geworden“, meint Galjen, der sich bereits als Jugendspieler bei der TSG 1899 Hoffenheim das Kreuzband gerissen hatte.
Nach seiner Verletzung spielte er in der vergangenen Saison ausschließlich in der zweiten Mannschaft des damaligen Bundesliga-Aufsteigers Werder. In 30 Spielen erzielte er sechs Tore, konnte aber den Abstieg in die fünftklassige Bremenliga nicht verhindern. Bewusst entschied der 1,89 Meter große Mittelstürmer deshalb, nach dem unbefriedigten Jahr und der zuvor erlittenen Verletzung, erneut in die Regionalliga zu wechseln.
„Es war wichtig für mich, viel Spielzeit zu bekommen und wieder gut zu spielen“, sagt Galjen, der mit Fußballspielen bei der SG Biet angefangen hatte.
Sein Plan ist bislang aufgegangen: Der Stürmer, dessen Vorbild in der Jugend Zlatan Ibrahimovic war, kam in dieser Saison nur in einer Partie nicht zu Einsatz und trug maßgeblich zum erfolgreichen Saisonstart der U21 des VfB mit fünf Siegen in Folge bei. „Wir haben viel Qualität im Kader, vor allem in der Breite. Wir haben eine gute Mentalität und wollen jedes Spiel gewinnen“, sagt Galjen, der nach eigener Aussage das Vertrauen des Vereins und der Mannschaft spürt. Außerdem fühle er sich nach seiner schweren Verletzung mittlerweile körperlich wieder topfit.
Auch Trainer Markus Fiedler, der das Team vor dieser Saison von Frank Fahrenhorst übernommen hat, schreibt er einen großen Anteil an seinem Erfolg und dem der Mannschaft zu: „Der Trainer arbeitet sehr viel mit uns. Er ist ein Perfektionist und das bringt uns immer weiter.“
Wie es für ihn in Zukunft weiter geht, weiß Galjen noch nicht. „Ich habe in der Vergangenheit gelernt, dass es nicht so gut ist, so weit nach vorne zu schauen. Was in Zukunft passiert, lasse ich einfach auf mich zukommen. Ich versuche einfach weiter, meine Tore zu machen.“
