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Energie -  17.10.2025
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Polen: Auslieferung eines Nord-Stream-Verdächtigen abgelehnt

2022 wurden die Gas-Pipelines in der Ostsee schwer beschädigt. Seit Ende September sitzt ein mutmaßlicher Beteiligter in Polen in U-Haft. Zum Prozess in Deutschland kommt es vorerst nicht.

Nord Stream 2
Ein von Deutschland per Haftbefehl gesuchter Verdächtiger wird von Polen nicht ausgeliefert. (Archivbild) Foto: -/Danish Defence Command/dpa

Die politische Führung Polens war stets gegen den Bau der Pipeline und warnte, diese könnte von Russland als Instrument der Erpressung missbraucht werden. Daran haben auch der Regierungswechsel vor zwei Jahren und der kürzliche Wechsel im Präsidentenamt nichts geändert. In Medienberichten tauchte wiederholt der Verdacht einer möglichen polnischen Unterstützung oder zumindest Sympathie für die Attentäter auf.

Wer hinter den Anschlägen auf die Pipelines steckt, ist noch immer unklar. Die Regierung in Kiew hat Spekulationen zurückgewiesen, dass die Ukraine die Sprengungen in Auftrag gegeben haben könnte.

Gericht in Rom stoppt Auslieferung von zweitem Verdächtigen

Denselben Vorwürfen der Bundesanwaltschaft wie Wolodymyr Z. muss sich auch sein 49 Jahre alter Landsmann Serhij K. stellen. Die Ermittler halten ihn für den Drahtzieher der Sabotageaktion. Serhij K. war im August während seines Sommerurlaubs in Italien gefasst worden. Er sollte ursprünglich nach Deutschland ausgeliefert werden. Am Mittwoch jedoch hatte der Kassationshof in Rom die von einer früheren Instanz bereits genehmigte Auslieferung wegen Verfahrensfehlern überraschend aufgehoben. 

Der Anschlag im Herbst 2022 hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Mehrere Sprengungen beschädigten die beiden Pipelines so sehr, dass kein Gas mehr durchgeleitet werden konnte. Die Explosionen wurden in der Nähe von Bornholm registriert. Wenig später entdeckte man vier Lecks an drei der insgesamt vier Leitungen. 

Durch Nord Stream 1 floss zuvor russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine noch nicht in Betrieb.

Taucher im Visier der Ermittler

Nach der Tat kam schnell die Frage auf, wie die Sprengladungen wohl angebracht wurden, um die Leitungen der Pipelines zu beschädigen. Experten hielten es für wahrscheinlich, dass ausgebildete Taucher Sprengsätze angebracht haben könnten. Die Behörden mehrerer Länder nahmen Ermittlungen auf. Dänemark und Schweden stellten die Verfahren aber ein.

Zu den Tätern und den Drahtziehern kursierten lange unterschiedliche Spekulationen. Schließlich geriet unter anderem Wolodymyr Z. ins Visier der Ermittler - ein Ukrainer, der sich auch in Polen aufhielt. 

Panne beim ersten Festnahme-Versuch

Doch ein erster Versuch einer Festnahme durch die polnischen Behörden schlug 2024 fehl. Wolodymyr Z. hatte sich in sein Heimatland abgesetzt. Möglich sei die Ausreise gewesen, weil von deutscher Seite kein Eintrag in das Schengen-Register erfolgt sei, in dem die mit europäischem Haftbefehl Gesuchten geführt werden, hieß es damals von der Staatsanwaltschaft in Polen. So habe der polnische Grenzschutz nicht über die Informationen verfügt, um ihn festzunehmen.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Warschau sagte am Tag der Festnahme, man wisse nicht, wann Wolodymyr Z. wieder aus der Ukraine nach Polen eingereist sei.

© dpa-infocom, dpa:251017-930-174550/4

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