Posten des Ersten Bürgermeisters: Stadtrat Michael Schwarz tritt gegen Büscher an
Pforzheim. Er habe lange überlegt und seine Bewerbung am letzten Tag der Frist, also am vergangenen Freitag, abgegeben. Michael Schwarz wusste da also um den nach der Kommunalwahl noch mehr zergliederten Gemeinderat. Dies sieht er nicht als Bürde. Im Gegenteil. Es sei eine Chance, dass die Vertreter der 17 Listen durch die nun nötigen Gespräche mehr voneinander erfahren. Die 15 neuen Stadträte brächten frischen Wind. Diesen will der erfahrene Kommunalpolitiker nutzen, um den Ersten Bürgermeister Dirk Büscher – einer von insgesamt vier Kandidaten – zu beerben: „Die Chancen sind da“, gibt sich der 59-jährige Würmer selbstbewusst.
Unermüdliches Streben
Anläufe auf ein direkt vom Bürger gewähltes kommunales Spitzenamt hat der Diplom-Kaufmann mehrere genommen. So wollte er in der Vergangenheit bereits Pforzheims OB sowie Bürgermeister von Birkenfeld, Eisingen und Ölbronn-Dürrn werden. Gescheitert war auch sein Versuch, für die Freie-Wähler-Partei (FWP) in den Landtag einzuziehen. Nun soll es bei einer Wahl durch den Gemeinderat klappen – einem Gremium, in dem er seit 2009 für die Freie-Wähler-Vereinigung sitzt, künftig aber nur noch Einzelstadtrat der FWP wäre. Schnittmengen sieht Schwarz dort mit mehreren Listen.
Überhaupt baut er darauf, dass die Kollegen um seine Expertise wissen: „Ich bringe fachlich alles mit.“
Zumal die Arbeit des Finanzbürgermeisters „enorm an Bedeutung gewinnen muss“. Schwarz führt „langjährige Erfahrungen aus der Verwaltung und der freien Wirtschaft“ ins Feld, etwa in seiner früheren Tätigkeit für die L-Bank mit Kontakten in Ministerien und Regierungspräsidien, aber auch als Finanzfachmann und Berater für kleinere Unternehmen.
Nicht zuletzt seien ihm durch die Arbeit als Stadt- und Ortschaftsrat „die Stärken und Schwächen meiner Heimatstadt hinreichend bekannt“. Schwarz betont: „Ich bin Pforzheimer und liebe meine Heimatstadt.“ Deshalb mache er sich für sie in diversen Ehrenämtern wie im Beruf besonders stark. Zuletzt habe er nach eigenen Angaben etwa die Finanzierung des anvisierten Flussspat-Bergwerks und den Wandel des Kohlebunkers zum Rechenzentrum mit auf den Weg gebracht.
Einen „Kassensturz“ will er angesichts der angespannten städtischen Finanzlage initiieren und den Haushalt konsolidieren. Beim Nahverkehr stehe eine richtungsweisende Entscheidung an, hier müsse der Dezernent ein Alternativkonzept für einen ÖPNV in Eigenregie vorlegen. Die Stadtwerke müssten auf die Zeit nach dem Weggang des „sehr erfolgreichen“ Geschäftsführers Herbert Marquard vorbereitet werden. Es gelte, die Bäderkonzepte umzusetzen und die Probleme der Kfz-Zulassungsstelle rasch zu beheben.
„Der Gemeinderat ist der Souverän“, stellt der Kandidat heraus.
„Wir brauchen jemanden, der den Stadträten transparente Informationen liefert“, sagt Schwarz und: „Ich habe keine Angst vor Baustellen.“ Berührungsängste mit der AfD als künftig stärkster Kraft im Gremium hat er ebenfalls nicht. „Es ist enorm wichtig und eine Pflicht, dass man die gewählten Vertreter der Bürger einbezieht in die Stadtpolitik. Wir müssen uns gemeinsam weiterentwickeln.“ Er werde auf alle Fraktionen zugehen. Sein Eindruck nach im Vorfeld geführten Gesprächen: „Man ist offen für die besten Kandidaten.“
Neben Amtsinhaber Dirk Büscher und Michael Schwarz sind zwei weitere Kandidaten im Rennen um den Posten des Ersten Bürgermeisters, die sich noch nicht öffentlich erklärt haben. Die Wahl durch den Gemeinderat erfolgt in einer Sondersitzung am Mittwoch, 24. Juli, ab 16 Uhr.
