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Pforzheim -  05.05.2022
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Prozess um schweren Raub: Richterin rät Angeklagten ihre Berufung zurückzuziehen

Pforzheim/Illingen. Nach knapp acht Stunden Verhandlung wegen schweren Raubes sagte die Vorsitzende Richterin der Pforzheimer Jugendstrafkammer, Diana Schick, Bedenkenswertes in Richtung der beiden Angeklagten: Die Beweisaufnahme habe im Grunde nichts ergeben, was das erstinstanzliche Urteil ins Wanken bringen könne.

Die beiden Angeklagten, inzwischen 23 Jahre alt, sollten sich gut überlegen, ob sie ihre Berufung nicht besser zurückziehen wollten. In erster Instanz war der eine zu einer Gesamtjugendstrafe von 22 Monaten verurteilt worden. Der andere, eigentlich der Haupttäter, kam mit 18 Monaten davon. Die Strafen waren zur Bewährung ausgesetzt worden. Dennoch legten beide Angeklagte Berufung ein. Ein Dritter, der im Januar 2019 maßgeblich mitmischte, hatte seine Bewährungsstrafe angenommen.

Geschehen war am 26. Januar 2019 gegen 20.15 Uhr laut Anklage folgendes: Die drei Freunde Tim, Fritz und Jürgen (Namen geändert) hatten sich nach Illingen aufgemacht, um einem Kleindealer ohne zu bezahlen Marihuana abzuknöpfen. Während Fritz und Jürgen sich mit diesem trafen, unterhielt sich Tim mit einem jungen Mann, damals 16, der eine Musikbox bei sich hatte. Die wollte Tim gern haben. Er forderte den arglosen Jungen auf, ihn zu begleiten. Dann sagte er: „Gib mal die Box her!“ Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, zeigte er dem Besitzer des Objektes einen Schlagstock und sein Kumpel Fritz hatte ein Butterflymesser in der Hand. Der 16-Jährige gab daraufhin seine Musikbox ab und alarmierte die Polizei. Daher wurden die drei im März 2021 zu Jugendstrafen auf Bewährung verurteilt. Zu hart, wie Tim und Fritz befanden.

Am Montag schilderte Tim eine viel weniger spektakuläre Geschichte. Er habe den Jungen „energisch“ aufgefordert, ihm die Box zu geben. Das habe der – womöglich aus Angst – widerstandslos getan. Einen Schlagstock habe er zwar dabei gehabt, erklärte Tim den Richtern der Kammer, aber ihn nicht vorgezeigt. Ein Messer habe er nicht gesehen. Vieles sei ihm auch nicht mehr in Erinnerung geblieben. Auch Fritz und Jürgen hatte erhebliche Erinnerungslücken. Ganz im Gegensatz zum Beraubten, jetzt 19 und Schüler, der wegen Schlagstock und Messer in Schockstarre gewesen sei und sich daher die Box abnehmen ließ. „Einen kleinen Pisser“ habe er „abgezogen“, schrieb Tim per SMS einem Bekannten. Durch die Anwälte ließ das Duo mitteilen, das Verfahren weiterführen zu wollen. Die Verhandlung wird am Mittwoch 9 Uhr fortgesetzt.

Autor: Christiane Viehweg