Gemeinden der Region
Straubenhardt -  11.10.2019
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Raus aus der Isolation - Konzert in Schwann macht auf das Thema Suizid aufmerksam

Straubenhardt-Schwann. Und plötzlich war alles anders. Ein junger Mann Anfang 20 erkrankt an einer schweren Depression. Er kann nicht mehr arbeiten gehen, die soziale Lage wird prekär – sein Leben gerät aus den Fugen. Über Jahre helfen die Medikamente nur bedingt, immer wieder treiben ihn Schübe der Krankheit an den Rand des Suizids. Heute ist er Mitte 30, hat über ein Jahrzehnt Therapieerfahrung hinter sich – und suchte sich schließlich auch Hilfe beim soziotherapeutischen Pflegedienst „visit“, von dem er im Alltag unterstützt wird.

Zum Welttag der Gesundheit hat der Gemeindepsychiatrische Verbund Enzkreis/Pforzheim unter dem Thema „‘Ich will mir das Leben nehmen‘ – Vorbeugung und Hilfe in seelischen Krisen“ zu einem Konzert ins Restaurant Zauberberg in Schwann eingeladen. An Spenden des Abends gingen 470 Euro an die PZ-Aktion „Menschen in Not“, die unbürokratische Hilfe für Betroffene leistet. „Wir wollten raus an die Öffentlichkeit“, sagt Stefanie Lutz-Scheidt, Geschäftsführerin der soziotherapeutischen Pflege: „Leute, die seelisch erkrankt sind, müssen darüber sprechen können.“ Das ist auch als Appell an die Gesellschaft zu verstehen. Psychische Erkrankungen sollten aus ihrem Tabu geholt werden. „Oft ist aber die Reaktion, dass die Leute peinlich berührt sind und das Thema totgeschwiegen wird.“

Am Donnerstagabend treffen beim Auftritt der Band „Pforzheim Blues City“ alle im öffentlichen Raum aufeinander. Betroffene, Sozialarbeiter – und ganz gewöhnliche Gäste. Das kann auch Berührungsängste abbauen. Einfach mal auf ein Konzert gehen – das war der Wunsch des jungen depressiven Patienten von Lutz-Scheidt. Spaß und Gedankenlosigkeit statt Medikamente und Kontrolle – auch das ermöglicht die Betreuung durch die Mitarbeiter. „Dass ein junger Mensch auch einfach mal leben darf“, wünscht sich Lutz-Scheidt. Außerdem wird Hilfe bei sozialer Absicherung geleistet. Notwendige Bedingung ist, dass der Erkrankte bereits therapeutische Hilfe bekommt. Oft sind es chronische Fälle, um die sich die Mitarbeiter kümmern. Nicht Heilung, sondern Hilfe beim Bewältigen des Alltags, das sei die Aufgabe des Pflegedienstes.

Mehr lesen Sie am Samstag, 12. Oktober, in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.

Autor: Constantin Hegel