Registrierung läuft Hand in Hand: Enzkreis, Pforzheim, Mühlacker und Polizei arbeiten bei Flüchtlingen zusammen
Enzkreis/Pforzheim. „Die Menschen haben Furchtbares erlebt und sind einfach sehr, sehr dankbar“ – man merkt Emil Koch an, dass ihn die Geschichten nicht kalt lassen, die er täglich hört. Der Polizist im Revier Nord in Pforzheim ist einer der Beamten, die derzeit die Registrierungsstation im Landratsamt bedienen. Dort werden seit Anfang der Woche die Ukraine-Flüchtlinge registriert, die dieses Verfahren nicht in der Landeserstaufnahme durchlaufen haben – vor allem diejenigen, die privat Unterschlupf gefunden haben.
Ein eigenes Gerät, eine sogenannte Personalisierungs-Infrastruktur-Komponente (PIK), hat der Enzkreis. Es besteht aus einem Scanner für Fingerabdrücke und einer Kamera sowie der Software. Doch da liegt laut einer Pressemitteilung des Enzkreises das Problem: Die Software funktioniert nicht. Der Enzkreis ist demnach nicht der einzige Kreis im Land – auch bei der Stadt Pforzheim läuft die PIK nicht rund. „Die Techniker der Bundesdruckerei arbeiten dran, aber bislang ohne Erfolg“, sagt Lukas Klingenberg, Leiter des Amts für Migration und Flüchtlinge. Deshalb hat man sich mit einem Hilfe-Ersuchen an das Pforzheimer Polizeipräsidium gewandt – und prompt Antwort bekommen. Gestellt wird nicht nur die polizeieigene Station, sondern auch das Personal zur Bedienung. Eingerichtet ist das provisorische Registrierungsbüro im früheren Medienzentrum im Landratsamt. Landrat Bastian Rosenau und Oberbürgermeister Peter Boch zeigen sich dankbar für die unkomplizierte Amtshilfe.
Vor der Registrierung steht die Anmeldung beim Einwohnermeldeamt, so Martina Weickenmeier, Leiterin der Ausländerbehörde. Von den Gemeinden bekommt das Landratsamt die Daten übermittelt – „bislang waren es 450 Meldungen“, sagt sie: „Wir laden die Menschen dann mit Termin zur Registrierung ein, prüfen hier zunächst die Ausweispapiere und nehmen dann Fingerabdrücke und ein Foto.“
Einfach so vorbeikommen ist nicht möglich. Das liegt daran, dass die Station nur montags und dienstags vom Enzkreis genutzt wird – mittwochs ist Mühlacker dran, am Donnerstag und Freitag Pforzheim. Noch geht es ruhig zu im Registrierungsbüro. „Wir haben die Termine bewusst weit auseinandergezogen, um Wartezeiten und Schlangen zu vermeiden“, sagt Klingenberg. Man habe nicht gewusst, wie lange jeder Einzelfall braucht, denn im normalen Aufnahmeprozess findet die Registrierung in den Einrichtungen des Landes statt. Es geht schneller als erwartet, deshalb wolle man ab nächster Woche die Schlagzahl mindestens verdoppeln. „Wir stellen uns darauf ein, dass die Menschen vermehrt direkt zu uns kommen werden, so wie der Bus, der vergangene Woche direkt aus Hannover in Mühlacker ankam“, so Klingenberg.
Und wie reagieren die Menschen darauf, dass sie „erkennungsdienstlich behandelt“ werden? „Sie haben volles Verständnis dafür, dass wir ihnen die Fingerabdrücke abnehmen müssen“, sagt Koch: „Viele sagen, sie seien froh, hier zu sein, und wollen auch erstmal dableiben, dafür sei die Registrierung ja die Basis.“ enz