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Konzert -  26.07.2019
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Reime unterm Bühnenbogen: Willy Astor eröffnet den Calwer Klostersommer

Hirsau. Der Anfang der zweiten Konzerthälfte ähnelte dem Start der ersten: Kabarettist Willy Astor (57) war längst auf der Bühne, als ganze Scharen von Besuchern des Klostersommer-Festivals in Hirsau noch zu ihren Plätzen strömten.

Der oberbayrische Alleinunterhalter, Gitarrist und Liedermacher nahm’s gelassen. Humorig kommentierte er nur eine zu spät gekommene Dame in signalroten Hotpants. Fast wäre sie durch ihre auffällige Kleidung zum Running Gag des Abends geworden: „Ich hab’ das beste Publikum“ witzelte Astor bestens gelaunt und fügte grinsend hinzu: „Der Mann hinter der Frau herdackelt, weil sie in der Hotpants wackelt“. Und nach der Pause fragte er die Nachzügler: „Ist die mit den Hotpants schon aufgetaucht? Die könnten wir, also die Hotpants, nicht die Frau, für einen guten Zweck versteigern“.

Mit einem penetranten Martinshorn hatte das Gastspiel von Astor noch einen anderen roten Faden. Als das Polizeisignal nicht mehr enden wollte, sprach der Münchner das Publikum direkt an: „Ist das hier immer so?“ Ein gewitzter Zuhörer krähte zurück: „Die kommen aus dem Kreisverkehr nicht mehr raus“ – und hatte die Lacher auf seiner Seite.

Zu Astors Eigenbezeichnungen zählen Sänger, Gitarrist und Reimer. Der dritte Begriff beschreibt seine One-Man-Show sicher über weite Strecken am treffendsten. Seine Wortspielereien attackierten die Lachmuskeln der ungefähr 1450 Zuhörer im ausverkauften Kloster Hirsau – von der ersten bis zur letzten Minute des Auftritts. Er wechselte von reiner Erzählung („Wir waren auf einer Inselgruppe. Den Spirituosen. Das war eine Schnapsidee!“) zu witzigen Interpretationen internationaler Hits. Kleine Kostprobe: Aus dem 007-Thema „Goldfinger“ wurde „Po-Finger“,aus „Life Is Life“ von Opus machte Astor den Viagra-Song „Steif ist steif“, aus José Felicianos „Feliz Navidad“ wurde „Komm‘ fließ’ mir das Bad“ und mit „Lappen los“ statt „Atemlos“ fing er endgültig das Publikum ein.

Immer wieder gab es für Astors Reime und Spottliedchen lauten Szenenapplaus. Sein Einfallsreichtum schien bei den verbalen Mixturen grenzenlos. Echte Brüller waren: ein schwäbisches „Müsli von Seitenstecher“ und ein „Handy mit verschleiertem Display“, dessen Monitor, sobald ein Ladekabel angeschlossen wird, meldet: „bin Laden“. Allerspätestens den verulkten Refrain „Kiff A Little Bit“ sangen alle im Publikum mit. Zu Recht bekam dieser bärenstarke Solo-Auftritt üppigen Applaus.

Autor: Robin Daniel Frommer