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Enzkreis -  26.04.2021
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Rindenbrand bedroht Streuobst: Forscher warnen vor Ausbreitung von gefährlichem Baumpilz

Enzkreis/Karlsruhe. Lange Trockenperioden, Hitze, starke Sonneneinstrahlung, Hagel, Frostrisse, Wildverbiss oder unzureichende Schnittmaßnahmen schwächen die Streuobstbäume in der Region. Und all diese Stressfaktoren sind eine ideale Eintrittspforte für den Schwarzen Rindenbrand – ein Pilz, der auf Streuobstwiesen in den kommenden Jahren große Schäden anrichten könnte.

Ist ein Stamm so stark vom Schwarzen Rindenbrand befallen wie dieser, hilft nur noch eine Rodung und Neupflanzung. Die LTZ-Forscher Julia Zugschwerdt und Jan Hinrichs-Berger (von rechts) raten ebenso wie Nele Kemper vom Karlsruher Liegenschaftsamt zur Standort-angepassten Sortenwahl und zum präventiven Weißeln der Bäume ab der Pflanzung.
Ist ein Stamm so stark vom Schwarzen Rindenbrand befallen wie dieser, hilft nur noch eine Rodung und Neupflanzung. Die LTZ-Forscher Julia Zugschwerdt und Jan Hinrichs-Berger (von rechts) raten ebenso wie Nele Kemper vom Karlsruher Liegenschaftsamt zur Standort-angepassten Sortenwahl und zum präventiven Weißeln der Bäume ab der Pflanzung. Foto: Zachmann

Das befürchten Julia Zugschwerdt und Jan Hinrichs-Berger vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg: „Viele haben den Rindenbrand noch nicht direkt auf dem Schirm, weil die Schäden nicht gleich sichtbar sind, aber er ist auf dem Vormarsch und wird sich im Zuge des Klimawandels vor allem an Apfelbäumen ausbreiten.“

Pilze unter der Lupe

Der promovierte Pilzforscher und die Agrarwissenschaftlerin nehmen die Pilzgattung Diploida, die nach dem Hitzesommer 2003 erstmals Spuren hinterließ und sich durch schwarze Stellen am Stamm oder den Leitästen, abplatzende Rinde und eine Unterbrechung des Wasser- und Nährstoffflusses bemerkbar macht, nun ganz genau unter die Lupe. In einem vom Stuttgarter Landwirtschaftsministerium geförderten Projekt zählen sie vor allem auf die Rückmeldung der Streuobstbesitzer aus der Region – schließlich stehen nicht nur vorbeugende Schutzmaßnahmen im Zentrum der Forschung, sondern vor allem die Frage, welche Anbaulagen und Sorten besonders anfällig sind.

So fanden sie unter anderem mit Bernd Hofsäss vom OGV Wilferdingen Stellen in der Gemarkung, wo kein einziger Baum befallen war und andererseits am Stamm massiv geschädigte Anlagen, auf denen nur noch eine Neupflanzung hilft. Rund ein Drittel der Remchinger Apfelbäume ist befallen. Auch Bernhard Reisch, Obstbauberater des Landratsamts Enzkreis, unterstreicht die Standortabhängigkeit: „Auf Kuppen, am Südhang oder auf steinigen Böden mit geringem Wasservorrat leiden gerade junge Bäume unter starkem Befall – in Tallagen, wo dagegen die Frostgefahr steigt, spielt der Rindenbrand kaum eine Rolle.“ Reisch appelliert an alle Streuobstbesitzer, sich an der LTZ-Umfrage zu beteiligen.

Mehr lesen Sie am Dienstag, 27. April, in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.

Autor: Julian Zachmann