SPD-Kreistagsfraktion veranstaltet Saueressen in Remchingen und sucht Dialog
Remchingen. Die Umzüge sind durch die Straßen gezogen, die Maskenbälle zu Ende gegangen und die Prinzenpaare entthront: Der Fasching in der Region ist vorbei, der Aschermittwoch gekommen und der Alltag zurückgekehrt.
Während an diesem Tag andernorts Geldbeutel gewaschen und mit scharfer Zunge politische Reden gehalten werden, hat die Kreistagsfraktion der SPD zum Saueressen ins „Kuheck“ nach Remchingen eingeladen: bei Heringsweck und sauren Nieren.Es ist das erste Mal gewesen, dass es die Veranstaltung gegeben hat. Aber es soll nicht das letzte Mal gewesen sein. Denn die Fraktion will mit einem neuen Format künftig den direkten Dialog mit den Bürgern suchen, ungezwungene Gespräche und lockeren Austausch ermöglichen. „Wir wollen versuchen, die Menschen besser zu erreichen“, sagt Fraktionsvorsitzender Hans Vester, der dabei auch an die nächste Kommunalwahl denkt und hofft, durch das neue Format interessierte Kandidaten zu finden.
Ziel sei es, das ganze Jahr über niederschwellige Veranstaltungen auf die Beine zu stellen, nach Möglichkeit alle zwei Monate, immer in einem anderen Ort im Enzkreis, immer in Kooperation mit den jeweiligen Ortsvereinen, die die Sorgen und die Bedürfnisse der Bürger besonders gut kennen. „Es geht nicht darum, den Leuten etwas zu erzählen, sondern darum, mit ihnen ins Gespräch zu kommen: über die Themen des Kreistags und über das, was sie bewegt“, sagt Vester. „Ich freue mich über jeden, der zu einer solchen Veranstaltung kommt und Fragen stellt, auch wenn sie kritisch sind“, meint Andreas Beier, der für die SPD nicht nur im Kreistag, sondern auch im Remchinger Gemeinderat sitzt. Ihm gehört das „Kuheck“, in dem am Mittwochabend die Auftaktveranstaltung stattgefunden hat.
Beier hält das neue Format auch deshalb für wichtig, weil er beobachtet hat, dass viele Menschen nicht wissen, was der Kreistag alles entscheidet. „Dabei ist das tatsächlich ziemlich viel.“ Wenn es um Kreispolitik geht, ist sein Eindruck, dass die Menschen in erster Linie wollen, dass der ländliche Charakter der Region erhalten bleibt: mit dem Dorfleben, mit der Infrastruktur in den Orten, dem Zugang zu intakter Natur, dem Miteinander und dem Zusammenhalt. Dafür will er sich zusammen mit seinen Fraktionskollegen im Kreistag einsetzen.
Viele sitzen beim Saueressen am Mittwochabend mit ihm am Tisch. Auch wenn die Veranstaltung direkt nach dem Ende der Fasnetszeit stattfindet, legen alle Wert darauf, dass sie kein klassischer politischer Aschermittwoch ist. „Wir wollen heute keine polemischen Reden halten“, sagt Vester – und hält sich daran: Im „Kuheck“ geht es sachlich und ruhig zu, als dort unter anderem über die nahende Bürgermeisterwahl in Remchingen gesprochen wird. Ein Thema, das die Menschen in der Gemeinde sehr zu bewegen scheint. Erste Kandidaten haben Interesse bekundet, die Nachfolge von Amtsinhaber Luca Wilhelm Prayon anzutreten, der als Landrat in den Bodenseekreis geht. Dass die SPD aktiv einen eigenen Kandidaten sucht, hält Antje Hill als Gemeinderatsfraktionsvorsitzende allerdings für unwahrscheinlich.