Gemeinden der Region
Mühlacker -  21.01.2022
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Sanierung wäre viel zu teuer: Gebäude in Lienzingen muss abgerissen werden

Mühlacker-Lienzingen. Es diente als lokales Postamt, Tante-Emma-Laden, zuletzt als Friseurgeschäft, davor stand die erste Tankstelle Lienzingens: Auch wenn es im Verhältnis zu den Kulturdenkmalen noch jung sei, stelle das Gebäude Friedenstraße 12 ein Stück Lienzinger Ortsgeschichte dar, sagt Günter Bächle, Lienzinger Stadtrat und Vorsitzender der CDU-Fraktion im Mühlacker Gemeinderat. Jetzt wird das sich an das alte Rathaus anlehnende, zweigeschossige Haus abgebrochen. Alle Versuche, es an Privatleute zu verkaufen, die es hätten sanieren müssen, seien gescheitert. Das dann freie Grundstücke werde wieder überbaut. Die Friedenstraße 12 wird in der Ortsanalyse, 2011 vom Fachbüro Riegler/Läpple im Auftrag des Regierungspräsidiums erarbeitet, als erhaltenswertes historisches traufständiges Gebäude bezeichnet. Das Merkmal: das zur Friedenstraße ausgerichtete Zwerghaus mit einem Geschoss und Spitzboden unter einem Satteldach abschließend. Die Immobilie ist eine Fachwerkkonstruktion.

Die besondere Note: das gelbe Klinkermauerwerk. Zierglieder aus rotem Klinker befänden sich zwischen Erd- und erstem Obergeschoss sowie auf der Giebelseite des Zwerchhauses, bestünden aus Bändern und einfachen geometrischen Formen, zitiert Bächle aus der Ortsanalyse. Das Gebäude unterscheide sich von den meisten anderen in der Friedenstraße durch seine Klinkerfassade und die ungewöhnliche Kubatur. Es sei im Vergleich mit anderen Häusern dort jung. Errichtet worden sei es um 1900. Es wurde aus sozialgeschichtlichen und siedlungstopografischen Gründen als erhaltenswert eingestuft.

Letzte private Eigentümer: Die Familie des damals schon verstorbenen Paul Wiest, der in dem ehemaligen Ladengeschäft einen Friseursalon betrieb. 2015 kaufte die Stadt für gut 140 000 Euro das Anwesen, um die dazu gehörende Fläche im rückwärtigen Bereich abzutrennen und eine zusätzliche Parkmöglichkeit für das alte Rathaus und sein Museum zu ermöglichen. „Es war von Anfang an klar, dass wir das Gebäude selbst wieder verkaufen wollen“, so Günter Bächle als Ratsmitglied. Es sei dann immer wieder öffentlich angeboten worden, doch alle Interessenten seien zurückgeschreckt und abgesprungen, weil sich auf den zweiten Blick der Sanierungsaufwand als zu hoch herausgestellt habe. Dass die Stadt nicht auch noch einige Hunderttausend Euro in das Anwesen stecke, nachdem das benachbarte Rathaus saniert und mit dem Christbaumständermuseum neu genutzt werde, wofür Stadt und Land insgesamt fast eine Million Euro ausgegeben hätten, sei rasch klar gewesen, so Bächle. Zumal eine Untersuchung ergeben habe, dass das Stehenlassen der Fassaden und die Herausnahme des Gebäudeinneren samt Neuaufbau auf 800 000 Euro kalkuliert worden sei. Letztlich kam der Gemeinderat zum Ergebnis: Abbruch und Neuaufbau ist die wirtschaftlichste Lösung.

Auf eine Rückfrage von Bächle beim Regierungspräsidium, wie die Angleichung des Neubaus an die Gestaltung des bisherigen Hauses Friedenstraße 12 gesichert werden könne, habe Markus Breithaupt vom Referat Denkmalschutz geantwortet, das Gebäude Friedensstraße 12 sei zwar ein erhaltenswertes Gebäude, aber kein Kulturdenkmal.

Zusammen mit seinen Lienzinger Ratskollegen von der CDU-Fraktion, Bernd Obermeier, Matthias Trück und Johannes Bächle, trete Günter Bächle entschieden für einen Neuaufbau ein. „Dort darf keine Lücke entstehen.“

Autor: pm