Schlechte finanzielle Situation: Worin sich alle Enzkreis-Kommunen einig sind
Ja, auch so kurz vor Jahresende schauen wir noch mal staunend auf das finanzielle Elend einer eigentlich alles andere als armen Region. Und verblüfft könnte man als Außenstehender auch darüber sein, dass trotz so richtig mieser Zahlen in den Kreisen, Städten und Gemeinden unter den Fraktionen tiefer Frieden herrscht. Kein Streit.
Eine Kolumne von PZ-Redakteur Alexander Heilemann
Keine Attacken auf die Verwaltung, die Haushalte vorlegen muss, in denen Millionenlöcher klaffen. Kein Hauen und Stechen zwischen den Parteien. Keine Suche danach, wem im Ratssaal man die Schuld in die Schuhe schieben könnte. Wobei: Ironischerweise ist es tatsächlich die Suche nach Schuldigen, die dieses fast weihnachtliche Miteinander bewirkt. Denn entscheidend ist in diesem Fall, dass die Schuhe, in die man sie vehement stopft, nicht im Ratssaal stehen. Und auch nicht im Sitzungssaal des Kreistags.
Genauso wenig wie in den Rathäusern oder im Landratsamt. Nein, diese Buhmann-Schuhe stehen im Bundestag, im Landtag und in den Stuttgarter oder Berliner Ministerien. Wirklich alle in den Kommunen sind sich einig, dass die eigene Finnanzkrise nicht hausgemacht ist, sondern dass sie durch Gesetze, Vorgaben und Auflagen verursacht wird. Und durch ganz viel Bürokratie, die damit verbunden ist. Oft gut gemeint, aber mit lähmender Wirkung.
Kurz gesagt: Der kommunale Frieden ähnelt dem, was seit dem Mittelalter Burgfrieden heißt. Ursprünglich ging es dabei um im Ernstfall brutal durchgesetzte Einigkeit innerhalb ummauerter Stätten wie Städten – oder eben Burgen. Es leuchtet ein, dass es knifflig gewesen wäre, wenn Besatzungen und Bewohner sich gegenseitig in den Haaren gelegen wären, während ein Feind vor den Toren steht. Und das Prinzip funktioniert – manchmal fatalerweise – bis heute. Gegen einen Gegner von außen rückt man drinnen zusammen. Ein trügerischer Frieden also.
