„Schöne Mannheims“ begeistern Publikum in Remchingen
Remchingen. Starke Stimmen, aberwitzige Wortspiele, haarsträubende Vergleiche und gewagte Umdichtungen bekannter Titel, dargeboten mit Charme, Leichtigkeit und einem Augenzwinkern, das dem Publikum verrät: Man nimmt sich selbst nicht allzu ernst. Smaida Platais, Anna Krämer, Susanne Back und Stefanie Titus wissen genau, wie es geht: Sie nennen sich „Schöne Mannheims“ und sie beherrschen den Spagat zwischen Humor und Musik, zwischen derben Pointen und echten Emotionen.
Als die vier wandlungsfähigen Damen am Samstagabend im glitzernden Abendkleid vor rund 350 Zuschauern auf der Bühne der Remchinger Kulturhalle stehen, ist kaum ein Lied vor ihnen sicher: nicht „You Raise Me Up“, nicht „I Will Always Love You“, nicht „Freedom“ und schon gar nicht Beethovens „Für Elise“. Kaum ein Thema scheint es zu geben, zu dem den Vieren nichts einfällt. Sie singen über das Älterwerden, über Billig-Airlines, über Stützstrümpfe von „Triumph“, über Riesling, Schorle, Pinot, Grauburgunder – und wenn es sein muss, auch im Stil der Merci-Werbung über ihren eigenen Büstenhalter: „Du lässt mich nicht fallen, auch wenn der Bügel zieht.“
Warum denn auch nicht? Die Vier legen so richtig los auf ihrer „ungespritzten Bremsspur“. Oder war es doch die „ungebremste Spritztour“? Und kann der Weg das Ziel sein, wenn man das Ziel nicht kennt? Egal. Hauptsache, es läuft und das Publikum hat seinen Spaß. Da darf der Sekt auch direkt aus der Flasche getrunken und der Stöckelschuh einmal quer über die Bühne geworfen werden. In der Glotze läuft unterdessen „Schöner-Shoppen-TV“ und präsentiert den Zuschauern den „Shape Up-Look“ mit seinem „Unterputzstütz“ und „Omega Drei“.
Das hätte es früher nicht gegeben. Aber damals war es für Frauen auch noch ein Leichtes, einen Mann kennenzulernen. Nur mit dem Finger mussten sie schnippen – und schon war er da. Und heute? Da klebt der „Boy from Mannheim City“ an einem wie Katzenstreu. „Was wir suchen, ist längst ausgestorben.“ Tja, die Frauen haben es eben nicht leicht. Aber immerhin: Mittlerweile dürfen auch sie an das Heiligste der Männer, an ihr „heiligs Blechle“: an das Auto. Und das, obwohl man 1975 im „7. Sinn“ allen Ernstes noch der Meinung war, Frauen seien hilflos gegenüber der Technik. Wie gut, dass es heute für beide Geschlechter elektronische Unterstützung gibt, nach dem Motto: „Navi, mit Dir komm‘ ich sicher heim.“
Raumfüllende Stimmen
Das gilt allerdings nur, wenn die eingestellte Stimme nicht Mandy ist, die einen zur nächsten „Broiler-Bude“ lotst. Oder Horst, der ganz rallig wird und dabei nicht nur den Verstand, sondern auch das Gebiss verliert. Das Publikum lacht sich kaputt, wenn die „Schönen Mannheims“ darüber singen. Dabei füllen ihre starken, klaren Stimmen die ganze Halle. Wenn sie gerade nicht singen, dann schleifen sie sich gegenseitig über die Bühne, erklären die Funktion von Batudos und leisten in bewegten Zeiten einen Beitrag zur Völkerverständigung. Das Publikum tobt. Wie gut, dass die Damen Zugaben mitgebracht haben.