Senioren kaufen immer häufiger im Internet ein - davon profitiert auch der Versandhandel in der Region
Berlin/Pforzheim. 2020 war für den Online-Handel in Deutschland ein ganz besonderes Jahr – nicht nur weil die Umsätze dank der Corona-Krise massiv stiegen. Die Silver Surfer machten sich breit im Internet. Und der Online-Einkauf wurde für viele – auch ältere – Verbraucher immer alltäglicher. „Wir sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, beschrieb am Dienstag der Präsident des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh), Gero Furchheim, die Entwicklung. „Was früher der Konsumtempel Kaufhaus war, das ist jetzt das Internet“, betonte Furchheim. Die Corona-Pandemie habe die Entwicklung hin zum E-Commerce so sehr beschleunigt, dass sie mittlerweile „unumkehrbar“ sei, sagte er und stützte sich auf eine Verbraucherstudie des Verbandes, für die im vergangenen Jahr 40.000 Personen befragt wurden.
Insgesamt stiegen die Umsätze der E-Commerce-Händler mit Waren im Corona-Jahr 2020 um 14,6 Prozent auf 83,3 Milliarden Euro, wie der bevh berichtete. Mehr als jeder achte Euro, den die Haushalte in Deutschland für Waren ausgaben, sei damit in den Kassen der Online-Händler gelandet, betonte Furchheim. Lässt man den noch immer ganz überwiegend vom stationären Handel geprägten Lebensmittelbereich außen vor, so haben sich die Online-Händler mittlerweile sogar fast ein Fünftel des Marktes gesichert.
Veränderung im Kundenstamm
Doch es ist nicht nur das steigende Umsatzvolumen, dass die Online-Händler so selbstbewusst macht, sondern auch die Veränderung in ihrem Kundenstamm und in der Einkaufsfrequenz in der Pandemie. Waren die Kunden im Online-Handel lange Zeit überdurchschnittlich jung, so haben in der Corona-Krise auch die Älteren das Online-Shopping für sich entdeckt. Mittlerweile stammen laut bevh mehr als 55 Prozent der Online-Umsätze von den über 50-Jährigen. Noch vor einem Jahr waren es rund 40 Prozent.
Diesen Trend spürt auch die Klingel Gruppe aus Pforzheim. Im Jahr 2020 hätte sich der Multichannel Distanzhändler in virtueller Kunden-Kommunikation und digitalen Anwendungen weiterentwickelt.
„Denn für unsere Kundinnen und Kunden aus dem Best Ager-Segment wird es immer selbstverständlicher, bequem und sicher von zuhause einzukaufen“, sagte Sven Axel Groos, CEO und Vorsitzender Geschäftsführer, jüngst auf PZ-Anfrage.
Die Klingel Gruppe stelle sich 2021 auf eine Fortsetzung des Trends Cocooning ein: „Die Menschen wollen sich daheim wohlfühlen und investieren in die Gestaltung ihres Zuhauses. So haben wir uns auf eine verstärkte Nachfrage nach Heimtextilien und Dekoartikeln vorbereitet.“
Laut Verband wird der Online-Einkauf immer alltäglicher. Rund 40 Prozent der Verbraucher kaufen der bevh-Verbraucherstudie zufolge inzwischen wöchentlich im Internet ein. Besonders dynamisch entwickelte sich die Nachfrage 2020 bei Waren des täglichen Bedarfs wie Lebensmitteln oder Drogeriewaren, aber auch bei Medikamenten.
Keinen besonderen Corona-Bonus gab es für die Online-Shops der vom Lockdown hart getroffenen stationären Händler. Im Gegenteil: Ihr Wachstum fiel mit 4,9 Prozent vergleichsweise mager aus. „Dem stationären Handel fällt es nach wie vor nicht leicht, mit einem eigenen Online-Shop Relevanz zu erreichen“, sagte Furchheim.
Mit Material von Erich Reimann