Gemeinden der Region
Enzkreis -  08.04.2020
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Siebter Corona-Todesfall im Bereich Pforzheim/Enzkreis - Kurve der Neuinfektionen flacht ab - Prekäre Situation in Brettener Altenheim

Pforzheim/Enzkreis/Kreis Calw/Stadt- und Landkreis Karlsruhe. Kein Tag ohne neue und steigende Corona-Infiziertenzahlen und leider auch kein Tag ohne neue COVID-19-Todesfälle aus der Region – und doch scheint es so, als würde man, langfristig gesehen, einen Silberstreif am Horizont entdecken können. Das Tempo der Zuwächse bei den neuen Infektionen scheint sich zu verlangsamen. Dass die Gefahr noch lange nicht gebannt ist, zeigt der jüngste Todesfall aus dem Enzkreis und die am Mittwoch vermeldeten zwei neuen Todesfälle aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe. 

Jetzt sieben Corona-Todesfälle in Pforzheim und im Enzkreis

Beim vierten Todesfall im Enzkreis im Zusammenhang mit Corona handelt es sich um einen knapp 70-jährigen Mann. Bislang gibt es drei Corona-Todesfälle in Pforzheim. Die sieben Todesfälle im Bereich des Gesundheitsamts Enzkreis/Stadt Pforzheim (325.000 Einwohner) sind allerdings deutlich weniger als die elf Todesfälle im deutlich kleineren Landkreis Calw (160.000). Im deutlich größeren Stadt- und Landkreis Karlsruhe (760.000) werden aktuell 19 Corona-Todesfälle aufgelistet.

Damit steigt die Zahl der Todesfälle in Pforzheim und dem Enzkreis auf insgesamt sieben – drei aus dem Stadt- und vier aus dem Kreisgebiet.Insgesamt wurden in Pforzheim (92 Fälle) und im Enzkreis (214 Fälle) am Mittwoch 306 Corona-Infizierte gezählt, das sind acht mehr als am Dienstag, wobei es im Enzkreis fünf neue Corona-Fälle gab und in Pforzheim drei. 105 Personen gelten als genesen. Im Enzkreis hat Mühlacker mit 34 Infizierten die meisten Corona-Fälle vorzuweisen, gefolgt von Remchingen (22 Fälle), Niefern-Öschelbronn (17) sowie Tiefenbronn und Birkenfeld mit je 17 Fällen. Die Enzkreis-Gemeinden mit den wenigsten Fällen sind Kieselbronn und Engelsbrand mit je einer infizierten Person.

Prekäre Situation in Alten- und Pflegeheim in Bretten-Neibsheim

In jüngster Zeit ist aber die Zahl der Neuinfektionen gegenüber den Steigerungsraten der vergangenen zwei Wochen gesunken. Das klingt positiv, macht Mut und zeigt vielleicht auch an, dass die Kontaktverbote und anderen Einschränkungen tatsächlich eine Wirkung zeigen. Grund für eine Entwarnung sind die Zahlen jedoch noch nicht, denn die können immer wieder in die Höhe schnellen, wenn sich das Coronavirus zum Beispiel in einem Altenheim unter Bewohnern und Pflegepersonal ausbreitet.

Ein trauriges Beispiel ist das Alten- und Pflegeheim in Bretten-Neibsheim. Am 3. April wurden dort 106 infizierte Personen gezählt – und davon waren fünf an den Folgen der Viruserkrankung gestorben. Fünf Tage danach liest man auf der Webseite der Gemeinde Bretten: „In Neibsheim ist die Betreuung und Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenheims prekär, aber gerade noch gewährleistet. Oberbürgermeister Martin Wolff hat im Amtsblatt erneut einen Aufruf an Personen mit Erfahrung in pflegerischen und medizinischen Berufen gestartet, sich unter Martin.Wolff@Bretten.de bei ihm zu melden, wenn sie die Arbeit im Seniorenheim unterstützen möchten.“

Jetzt wurde in Bretten auch noch eine Person in einer Gemeinschaftsunterkunft positiv auf das Corona-Virus getestet. In dem Gebäude sind 24 Asylbewerber und 12 obdachlose Menschen untergebracht. Vorsorglich wurde das ganze Haus unter Quarantäne gestellt. Die Versorgung wird gewährleistet.

Reha-Klinik im Kreis Calw unter Quarantäne

Auch der Kreis Calw ist von solchen Problemen nicht verschont geblieben. „Derzeit sind uns insgesamt 47 bestätigte Corona-Fälle bei Bewohnern und Beschäftigten bekannt. Dabei verteilen sich 37 Fälle auf acht der insgesamt 40 stationären Alten- und Pflegeheime sowie Einrichtungen der Eingliederungshilfe und zehn Fälle auf eine der neun ambulant betreuten Wohngruppen im Kreis. Derzeit stehen zwei Pflegeheime bis auf weiteres unter Quarantäne“, listet Landrat Helmut Riegger auf. Doch es kommt noch härter, denn auch für eine Reha-Klinik im Kreis Calw wurde überdies eine Quarantäneanordnung ausgesprochen, „nachdem dort rund 60 nicht aus dem Kreis stammende Patienten positiv getestet wurden“, so Riegger. Ein kleiner Trost:

Glück im Unglück: In den betroffenen Einrichtungen hat es noch keinen bestätigen Todesfall in Folge einer Coronavirus-Infektion gegeben, wie PZ-news auf Nachfrage im Landratsamt erfahren hat.

Auch im Kreis Calw flacht die Kurve der Neuinfektionen ab

Im Kreis Calw gibt es inzwischen 471 Corona-Infizierte, von denen elf dadurch zu Tode kamen. Auch hier scheint sich das Tempo der Neuinfektionen verlangsamt zu haben. Corona-Hotspot ist weiterhin Nagold mit 120 Fällen und fünf Corona-Toten. Hier gab es am Mittwoch einen neuen Fall einer Coronavirus-Infektion. Warum ist gerade die 23.000-Einwohner-Stadt so arg betroffen? Einen speziellen „Fall Null“ gebe es nicht, so heißt es aus dem Landratsamt Calw. Das sei schwer nachzuvollziehen, wo sich die Menschen überall infiziert hätten. In Calw selbst sind es 50 Infizierte.

Im Grenzbereich zum Enzkreis fällt vor allem Schömberg auf. Die 8000-Einwohner-Gemeinde hat 36 Corona-Fälle. Weniger als halb so viel hat Bad Wildbad (15 Fälle). Dort aber gab es bereits einen Corona-Todesfall. Bad Liebenzell hat 23 Infizierte.

Während es im Kreis Calw schon lange keine Kommune mehr ohne Corona-Fälle gab, ist das im Enzkreis erst seit Dienstag der Fall. Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe blieb lange Zeit Kürnbach von Corona-Infektionen verschont. 

19 Todesfälle im Stadt- und Landkreis Karlsruhe

956 Infizierte und 19 Todesfälle vermeldet der Stadt- und Landkreis Karlsruhe am Mittwoch. An der Grenze zum Enzkreis fällt Bretten mit seinen 163 Infizierten total aus dem Rahmen. Die anderen Grenzbereich-Gemeinden haben deutlich weniger: Pfinztal (29 Fälle), Karlsbad und Walzbachtal (je 18), Waldbronn 10), Marxzell (8), Oberderdingen (5) und Kürnbach (1). Ebenfalls viele Corona-Fälle im Landkreis Karlsruhe weisen Stutensee (63) und Ettlingen (50) auf. In der Stadt Karlsruhe werden 270 Corona-Infizierte gezählt.

Mindestens 21.490 Infizierte und 514 Todesfälle in Baden-Württemberg

Am Mittwoch wurden dem baden-württembergischen Gesundheitsministerium vom Landesgesundheitsamt (LGA) Baden-Württemberg weitere 855 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet (Stand: 16.00 Uhr). Damit steigt die Zahl der Infizierten in Baden-Württemberg auf mindestens 21.490 an. Davon sind ungefähr 12.267 Personen bereits wieder von ihrer Covid-19-Erkrankung genesen.

Die hohe Differenz der Zahl der Genesenen im Vergleich zum Vortag (2.685) erklärt sich folgendermaßen: Das Landesgesundheitsamt veröffentlicht ab sofort den Schätzwert der SARS-CoV-2-Genesenen in Baden-Württemberg auf Grundlage eines heute durch das Robert Koch-Institut in Berlin angepassten Algorithmus. Hierbei werden Fälle ohne Angabe des Erkrankungsbeginns anhand des Meldedatum ebenfalls mit berücksichtigt. Diese Methodik führt zu einer deutlich besseren Abschätzung der tatsächlich Genesenen in Baden-Württemberg.

Das Durchschnittsalter der Infizierten beträgt 50 Jahre bei einer Spannweite von 0 bis 102 Jahren. Das Robert-Koch-Institut schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland derzeit als hoch ein, für Risikogruppen als sehr hoch. Die Wahrscheinlichkeit für schwere Krankheitsverläufe nimmt mit zunehmendem Alter und bestehenden Vorerkrankungen zu.

Darüber hinaus wurden dem Landesgesundheitsamt heute aus den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Enzkreis, Esslingen, Göppingen, Heidenheim, Hohenlohekreis, Karlsruhe, Lörrach, Ostalbkreis, Rastatt, Reutlingen, Schwäbisch Hall, Tübingen, Waldshut und Zollernalbkreis sowie aus den Städten Baden-Baden, Freiburg, Heilbronn, Mannheim und Stuttgart insgesamt 50 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. Damit steigt die Zahl der Covid-19-Todesfälle in Baden-Württemberg auf insgesamt 514 an. Unter den Verstorbenen waren 320 Männer und 193 Frauen, ein Todesfall ohne Angabe zum Geschlecht. Das Alter lag zwischen 36 und 98 Jahren. 61 Prozent der Todesfälle waren 80 Jahre oder älter.

Aufgeführt sind die Todesfälle, die mit und an SARS-CoV-2 verstorben sind. Mit SARS-CoV-2 verstorben bedeutet, dass die Person aufgrund anderer Ursachen verstorben ist, aber auch ein positiver Befund auf SARS-CoV-2 vorlag. An SARS-CoV-2 verstorben bedeutet, dass die Person aufgrund der gemeldeten Krankheit verstorben ist.

Autor: Thomas Kurtz / pm