So wehrt sich Musiker Harry Klenk gegen Hetze in den sozialen Medien
Mühlacker-Mühlhausen. Das Internet kann einem gehörig die Laune verderben. Wer sich in den verschiedenen sogenannten sozialen Netzwerken tummelt, dürfte nicht erst – aber womöglich vor allem – in den vergangenen Monaten festgestellt haben, dass der gesellschaftsverändernde Traum vom „World Wide Web“ zumindest stellenweise einem Alptraum gewichen ist.

Harry Klenk, Musiker aus Mühlacker-Mühlhausen und einer der Gründer des legendären Holztrios, hat mit den Schattenseiten des Internets in diesen Tagen Bekanntschaft gemacht. Nachdem er es, wie er erzählt, schlichtweg leid gewesen sei, immer wieder auf Verschwörungstheorien und Hetze zu stoßen, habe er sich entschieden, all jene Freunde und Bekannten aus seinen Kontakten bei Facebook zu entfernen, die entsprechendes Material verbreiten oder gutheißen.
Seine Ruhe hatte der 59-Jährige nach dieser Aktion in den letzten Tagen allerdings nicht – ganz im Gegenteil. „Seitdem ich meinen Schritt angekündigt habe, ist es ganz schön abgegangen“, sagt Klenk, als ihn die PZ am Freitagnachmittag in Mühlhausen besucht.
Klenk sortiert bislang 130 Leute aus seiner Kontaktliste aus
Der Speditionskaufmann hat es sich in einer Laube im Hof gemütlich gemacht. Im Radio läuft Musik, er ist in den letzten Zügen des Arbeitstags, den er im Homeoffice verbringt. Nebenan liegt schon eine seiner Gitarren bereit, die er mit neuen Saiten beziehen muss, am Samstagabend wartet ein Auftritt. Doch die Idylle trügt ein wenig. Denn Klenk hat kürzlich einige Dinge lesen müssen, die nicht spurlos an einem vorbeigehen können: Ein „gehirnamputierter Faschist“ sei er, der offenbar „auf die DDR 2.0 hinfiebert“, habe ihm beispielsweise jemand geschrieben.
Klenk sagt, genau wegen derartiger Kommentare, der allgemein grassierenden Verrohung der Sprache insbesondere auf Facebook und der „grandiosen Dummheit“ mancher Zeitgenossen habe er sich dazu entschlossen, in seiner digitalen Freundesliste aufzuräumen. „Freunde ist ja ohnehin das völlig falsche Wort“, sagt Klenk. Er habe Bekannte, mehr als 3500 sind es auf Facebook – und von bislang 130 Leuten habe er sich distanziert oder diese sich von ihm, nachdem er angekündigt hatte, künftig nichts mehr mit Menschen zu tun haben zu wollen, die Hetze unterstützten oder Corona leugneten.
Welle der Reaktionen ebbt langsam ab
„Es geht mir nicht darum, Andersdenkende mundtot machen zu wollen. Wenn jemand zum Beispiel die Corona-Maßnahmen sachlich und ohne ausfallend zu werden kritisiert, kann man über alles reden. Aber sobald es nur noch um puren Hass geht, ist eine Grenze überschritten“, sagt Klenk. Damit wolle er sich künftig nicht mehr befassen und dementsprechend auch mit den Leuten nichts mehr zu tun haben, die derartige Inhalte verbreiten. „Ich mache da nicht mehr lange rum“, sagt der Musiker.
"Was da seit einer Weile abgeht, ist nicht mehr normal."
Musiker Harry Klenk über den Hass und die Hetze in den sozialen Medien.
Das Gefühl, tätig werden zu müssen, habe er bereits seit geraumer Zeit, sagt Klenk: „Ich habe Facebook ja in erster Linie wegen meinen musikalischen Projekten. Aber was da seit einer Weile abgeht, ist nicht mehr normal. Inzwischen habe ich die Schnauze gehörig voll.“ Klenk betont aber, dass die negativen Rückmeldungen nur einen Teil ausmachten: „Viele Leute haben sich gemeldet und mich sehr unterstützt.“ Das freue ihn gewaltig – aber was hängenbleibe, seien eben doch häufig jene Kommentare weit unter der Gürtellinie. Immerhin: Körperlich bedroht worden sei er nicht – und mittlerweile ebbt die Welle der Reaktionen auch ab.
Klenk sagt aber, er werde den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgen. Wem das nicht gefalle, der müsse sich eben andere Freunde suchen.
Neues zum Holztrio und weiteren Projekten
Nachdem Harry Klenk und das Holztrio coronabedingt nicht beim „Mühlacker Frühling“ in diesem Jahr auftreten konnten, müssen sich die Fans der Band noch gedulden, bis sie die drei Musiker das nächste Mal live erleben können. „Wenn wir Glück haben und es die Coronabestimmungen zulassen, könnte Ende dieses Jahres ein kleines, exklusives Konzert anstehen“, sagt Klenk, der allerdings noch keine Details verraten darf. Fürs kommende Jahr habe das Holztrio ebenfalls bereits „zwei, drei Anfragen“ – auch hier könne er aber noch nichts Genaueres sagen.
Wer Klenk mit einer anderen Formation spielen hören möchte, hat dazu heute Abend die Gelegenheit. Gemeinsam mit Heidi Roth, Tobi Mürle und Olli Bauer steht er ab 19 Uhr auf der Bühne im Innenhof des Kulturhauses Osterfeld. Sie interpretieren dabei nicht nur ihre selbst geschriebenen Songs aus „You“-Zeiten neu, sondern präsentieren auch ganz persönliche Lieblingstitel. Das Konzert findet im Rahmen der Reihe „Bands & Barbecue“ statt und ist bewirtet. Karten kosten 19,70 Euro, es gelten die derzeitigen Corona-Abstandsregelungen.