Spark präsentiert klassische Musik in neuem Gewand in Remchingen
Remchingen. Mozart und Abba, Barockmusik und Techno, bulgarische Tänze und lateinamerikanische Rhythmen – das alles in einem Konzert vereint, innerhalb von nicht einmal zwei Stunden? Geht nicht? Geht doch. Andrea Ritter, Daniel Koschitzki, Stefan Balazsovics, Victor Plumettaz und Christian Fritz beweisen es.
Die fünf Musiker nennen sich Spark und überschreiten Grenzen, wechseln zwischen den Genres und musikalischen Epochen. Den Stücken drücken sie beim Konzert in der Remchinger Kulturhalle ihren eigenen musikalischen Stempel auf, aber nicht mit Gewalt, sondern ganz behutsam, ohne ihren Charakter zu zerstören.
Dann wirkt Abbas „Dancing Queen“ auf einmal so, als sei es schon immer dazu bestimmt gewesen, auf klassischen Instrumenten, auf Geige, Cello, Klavier und verschiedenen Flöten zu Gehör gebracht zu werden. Auf dem Flügel lässt Fritz den Refrain erahnen, Balazsovics steigt auf der Geige ein, dann Plumettaz auf dem Cello und schließlich Ritter und Koschitzki, die auf ihren Flöten für den Schwung sorgen und den Refrain in wechselnden Variationen erscheinen lassen. Nahtlos geht es weiter mit Ravel und seinem Rigaudon aus dem „Tombeau de Couperin“.
Zuerst Popmusik aus den 1970ern, anschließend impressionistische Klangfarben mit lyrischem Mittelteil, entstanden mitten im Ersten Weltkrieg. Und: Beides passt zusammen. Ein anderes Beispiel: Zuerst steht Ritter mit ihrer Blockflöte ganz allein auf der Bühne, weite Melodiebögen zu einem aus dem Mittelalter stammenden Schreittanz ausspannend, dem „Lamento di Tristano“. Dann kommen ihre Kollegen dazu, die Stimmung wird fröhlicher: Bachs Badinerie (BWV 1067) mit ihrem lockeren Zweiertakt erklingt. Die Musiker kommen von einem Stück zum nächsten, gönnen sich kaum eine Pause.
Tanzmusik vom Mittelalter bis zur Gegenwart haben sie im Gepäck: unter anderem Mozart, Reger, bulgarische Rhythmen von Lev Ljova Zhurbin, ein mit zahlreichen Tempo- und Taktwechseln gespicktes Stück des Künstlers Tayfun, das jazzige „Begin The Beguine“, der effektvolle, von Plumettaz komponierte „Scotch Club“, Filmmusik von Michael Nyman, einen temperamentvollen brasilianischen Choro – und einen Techno, geschrieben von Sebastian Bartmann. Fette Beats und wummernde Bässe gibt es darin zwar nicht, aber dafür eine eingängige, energiegeladene Melodie. Genau darin liegt die Stärke der Formation: Die fünf Musiker versuchen nicht, klassische Musik mit Gewalt durch das Einflechten moderner Elemente aufzupeppen. Ihre Musik ist handgemacht, kommt ohne künstliche Beats und vorgefertigte Loops aus. Sie nutzen die klanglichen Möglichkeiten voll aus, die ihnen ihre Instrumente bieten.
Etwa Ritter auf der Blockflöte, die immer wieder Akzente setzt und schöne Farben liefert. Oder Fritz am Klavier, der bei zwei Préludes George Gershwins mit einem klaren, fast schon mit analytischer Präzision ausgeführten Tastenanschlag brilliert. Und nicht zuletzt Plumettaz an seinem Cello, der Gaspar Cassadós melancholisches Intermezzo e Danza Finale und die darin enthaltenen Tanzformen durch seine nuancierte Spielweise zart und eindrücklich entfaltet. Trotzdem: Von den Soli einmal abgesehen, drängt sich keiner der Musiker in den Vordergrund. Stattdessen entsteht ein harmonisches Ganzes, das Lust auf klassische Musik macht. Das altersmäßig bunt gemischte Publikum erklatscht sich zwei Zugaben.