Sprühende Belcanto-Kunst: Garcías Kurzoper „I tre gobbi“ beim Rossini-Festival in Wildbad
Bad Wildbad. Ein gelungener Festspielabend: die Premiere von Manuel Garcías spanisch-italienischer Salonoper „I tre gobbi“ (Die drei Buckligen) nach einem Carlo Goldoni-Libretto beim Rossini-Festival.
Die Handlung des Stückes ist banal. Die mit der Liebe freizügig umgehende Madama Vezzosa nimmt drei bucklige ältere, zu kurz gekommene, aber reiche Herren aus, mit vorgespielter Zuneigung und viel Chuzpe. Bis die Sache mit Aplomb auffliegt. Doch lassen sich die eifersüchtigen Galans mit großem Versprechen besänftigen: „Es lebe das schöne gemeinsame Lieben!“
Der volkstümlich-vordergründige Plot hat freilich eine hintergründig-ironische Seite. García, der nur nebenbei buffoneske Kurzopern komponierte, war zu seiner Zeit ein berühmter Rossini-Tenor an Opernhäusern in Neapel, London und Paris. Staccato-Läufe und Ton-Gestammel, Tempo-Koloraturen und Belcanto-Schöngesang waren sein ureigenstes Metier. Alle diese musikali-schen Farben treibt er mit seinen „Drei Buckligen“ satirisch in unglaubliche Höhen, dabei Goldonis Situationskomik bestens ausnutzend. Und Festival-Intendant Jochen Schönleber, der hier auch Regie geführt und das Bühnenbild gestaltet hat, macht sich die Intentionen des weltläufigen Sänger-Komponisten zu eigen.
Die lustvolle Herangehensweise der Protagonisten ist ein weiterer Pluspunkt der Inszenierung. Im multifunktionalen Bühnenraum nimmt ein kasperlhaft agierender Pianist hinter dem Flügel Platz, um die Oper zu intonieren und musikalisch zu leiten (exzellent Andrés Jesús Galluci). Über eine schmale Auftrittstreppe stolpert Eleonora Belloci als besagte Femme fatale zur Morgentoilette herab, mit Turban-Tuch auf dem Kopf und Bademantel, den sie bald fallen lässt. Schon in ihrer Introduktion zeigt die Sopranistin, dass sie mit Attacke und klarer Artikulation singen kann und immer wieder zu belcantistisch lockeren Bravour-Spitzen und Koloratur-Aufschwüngen aufgelegt ist. Bald taucht ihr erster Liebhaber, der Marchese Parpagnacco, im Salon auf, den Javier Povedano als begriffsstutzigen, mit Buckelchen unterm bunten Hemd und Goldkettchen speziell ausgestatteten Partylöwen mimt. Sein geläufiger Bass ist hell, aber ohne tiefgründige Resonanz, und passt nicht immer zur gespielten Figur.
Mit dem Baron Macacco ist der zweite Verehrer zur Stelle. Emmanuel Franco gibt ihn als eine äffische Missgestalt, die sich über eine Banane im Etui freudig erregt. Er beherrscht den ihm auferlegten baritonalen Stotter-Gesang mit virtuoser Fertigkeit. Der Dritte im Liebhaber-Reigen ist Conte Bellavita. Tenor Patrick Kabongo gefällt sich als schwarzer Schönling. Er posiert auf der Bühne als Siegertyp, der mit glanzvoll lyrischem Timbre für sich einnimmt.
Schönleber präsentiert unterschiedlichste Charaktere mit lebendigem Komödienspiel. Gallucci hat die musikalischen Parts sinnfällig einstudiert. Das Publikum applaudierte begeistert.
