Stacheliger Fund: Ehepaar aus Mühlacker rettet zwei Baby-Igel
Mühlacker. Michael und Bianca Kempe aus Mühlacker haben zwei Igel vor dem drohenden Hungertod gerettet. „Carl“ und „Martha“ entwickeln sich inzwischen prächtig – und werden im Internet nach und nach zu Stars.
Wer einmal einen Igel aus der Nähe betrachten konnte, kann sich dem Faszinosum, das von den Tieren ausgeht, nicht entziehen. So geht es auch Michael, 35, und Bianca, 36, Kempe aus Mühlacker, die seit 14 Tagen zwei Igel bei sich zuhause aufpäppeln. Die vollkommen unterernährten Tiere haben sie durch Zufall vor dem Haus gefunden – und sich schließlich dazu entschlossen, die kleinen Racker soweit zu unterstützen, bis sie wieder in die freie Wildbahn entlassen werden können.
„Wir haben zunächst eine Igel-Notrufnummer gewählt und auch beim Tierheim Hilfe gesucht. Aber letztlich haben wir gesagt: Wir machen das selbst“, so die beiden Senderstädter. Inzwischen steht in der Küche eine große Box, in der sich die Igel offenkundig pudelwohl fühlen.
Ungewisse Rettung
Dabei war der Anfang alles andere als einfach: „Es war tagelang nicht klar, ob die beiden überleben würden“, sagt Bianca Kempe. Ob die Tiere ihre Mutter verloren haben oder weshalb sie derart unterernährt aufgefunden wurden, ob es sich überhaupt um Geschwister handelt – das alles sind Rätsel, die sich wohl nicht mehr lösen lassen. „Uns war aber schnell klar, dass die Igel ohne unsere Hilfe sterben werden“, so Michael Kempe. Nun bekommen die Tiere, die sich prächtig verstehen, dreimal am Tag Leckereien wie Mehlwürmer, spezielles Futter, das für junge Katzen entwickelt wurde oder auch einmal eine Avocado. „Da fahren sie sehr drauf ab, obwohl sie eigentlich reine Fleischfresser sind“, sagt Bianca Kempe.
Längst wurden die beiden Tierchen auf die Namen „Carl“ und „Martha“ getauft und besitzen durch zahlreiche auf Whatsapp oder Instagram (einfach nach „@herr_und_frau_igel“ suchen) veröffentlichte Bilder und Videos inzwischen eine treue Fangemeinde im Internet.
„Uns ist vor allem wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass prinzipiell jeder helfen kann, der einen unterernährten Igel findet“, sagt das Ehepaar aus dem Eckenweiher. Natürlich sollte man aber tierlieb sein – und einigermaßen unempfindlich, was Gerüche angeht: „Die kacken wie die Weltmeister“, sagt Bianca Kempe und lacht. Zudem sind die Tiere nachtaktiv, weshalb man sie in einem Raum unterbringen sollte, der entsprechend weit weg vom eigenen Schlafzimmer ist.
Ansonsten aber lohne schon ein einziger Blick in die Gesichter von Carl und Martha die Mühe, finden Bianca und Michael Kempe. Und die Gewissheit, die Leben der beiden Igel gerettet zu haben. „Alleine hätten sie keine Chance gehabt, über den Winter zu kommen“, betont Michael Kempe, der nun in den kommenden Tagen damit beginnen möchte, ein Igel-Refugium im Garten zu bauen. Sobald die Tiere 600 bis 700 Gramm auf die Waage bringen, sollen sie in das Außengehege umsiedeln – und dann im Frühjahr wieder in die Natur entlassen werden.
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