Stadtbaumeister Volkhard Leetz in der Stadt der Veränderungen
Bad Wildbad. Stadtbaumeister Volkhard Leetz hat seinen 100. Arbeitstag geschafft. Die Einarbeitungsphase dauert an – im neuen Job gibt es einiges zu tun.
Seit Juli ist Volkhard Leetz neuer Stadtbaumeister in Bad Wildbad. Die oft bemühten „100 Tage“ sind somit bereits vorbei. Seine berufliche Karriere begann er im Handwerk. Zuerst machte er eine Zimmermannslehre, es folgte das Architekturstudium in Karlsruhe. Danach arbeitete er in verschiedenen Büros und zeitweise auch selbstständig im Pforzheimer und Neuenbürger Raum. Die vergangenen elf Jahre arbeitete war Leetz bei der Stadt Pforzheim im Sachgebiet Planen und Bauen tätig. Dort hat er Bauherren betreut, aber auch selbst Gebäude entworfen und umgesetzt. Als Beispiel nennt er etwa das „Emma“-Kreativzentrum.
Dann kam die Stellenausschreibung für Bad Wildbad. „Der spürbare Aufwärtstrend, den man als regional ansässiger Bürger sieht und spürt“, war für ihn der Anlass, seine Bewerbung abzugeben – „um diese Zeit mitzugestalten.“ Eine gute wirtschaftliche Situation ziehe immer auch städtebauliche Entwicklung nach sich. „An diesem Konzept mitzugestalten und mitarbeiten zu können, war der ausschlaggebende Grund, hierher zu gehen“, erzählt Leetz.
Gut eingelebt
So wagte der 57-Jährige, der verheiratet ist und zwei erwachsene Töchter hat, einen Neuanfang in der Bäderstadt. Die kennt der Birkenfelder, der mittlerweile in Gräfenhausen lebt, aus seiner Jugendzeit gut. Als passionierter Skifahrer habe er seine „Jugend auf dem Sommerberg und dem Kaltenbronn verbracht“ und deshalb Bad Wildbad schon immer mit offenen Augen betrachtet.
Er hat sich hier „sehr gut eingelebt“ und gleich in die Arbeit gestürzt. So habe er am 101. Arbeitstag gemerkt, dass er seinen 100. verpasst habe. Die Zusammenarbeit mit seinen neuen Kollegen bezeichnet er als „sehr gut und zielorientiert“. Auch die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat empfindet er als konstruktiv und positiv.
Schnell habe er festgestellt, dass die Bandbreite seiner Arbeit in einer kleinen Stadt viel größer sei. Das geht vom Friedhof über das 110 Kilometer lange Straßennetz bis zu den Kläranlagen auf der Gemarkung, der riesigen Wald- sowie rund 85 Hektar Grünfläche. In seine Zuständigkeit fällt auch die Bewirtschaftung der 56 städtischen Gebäude mit einer Nutzfläche von 50 000 Quadratmetern. Das Konzept der Kinderstadt liegt ihm ebenso sehr am Herzen wie die Herausforderungen der demografischen Entwicklung, „die umgesetzt werden muss“. Dazu gehören mehr seniorengerechte Wohnungen und eine barrierefreie Stadt. Dieses Thema sei vor allem in Wildbad schwierig, etwa durch die vielen steilen Straßen, die man schwer mit dem Rollstuhl bewältigen könne. Beim normalen Wohnungsbau solle eine Kommune zudem für eine verlässliche Wohnsituation sorgen. Dabei gehe es darum, den Innenbereich so gut wie möglich nachzuverdichten, aber den ländlichen und historischen Charakter nicht aus den Augen zu verlieren.
Auch die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt müsse neu überdacht werden. Leetz denkt dabei an „schöne, wertvoll gestaltete Freiräume, die das Stadtbild ergänzen“. Dazu gehöre, die Stadt in verschiedene Gebiete, Wohn- und Geschäftsquartiere, zu unterteilen. So soll das Areal um den Bauhof mittel- und langfristig in ein Wohnquartier umgewandelt werden. Ein dringliches Ziel sei die Verbindung von Wilhelm- und König-Karl-Straße. Hier stehe man bereits in Kontakt mit „guten Architekturbüros“. Der Wunsch des Stadtbaumeisters ist der Bau einer Brücke oder mehrerer kleiner Übergänge über die Enz. Schwierig findet er es dagegen, den Verkehr gänzlich aus der Innenstadt auszuschließen. „Das würde den Einzelhandel in die Knie zwingen“, ist Leetz überzeugt. Vielmehr müsse man den Handel unterstützen und eine Angebotsvielfalt schaffen, die die Kaufkraft das ganze Jahr über nach Bad Wildbad lenke. Hier sei ein großer Schritt die Anbindung an die Stadtbahn gewesen.
Waldrodelbahn mit Gondel
Auch im Tourismus stehen die nächsten Projekte an. So wird derzeit über eine weitere Aufstiegshilfe auf den Sommerberg ab der Marienruhe bis zum Auchhalter Kopf diskutiert. Vorstellen können sich Leetz und Bürgermeister Klaus Mack eine Waldrodelbahn mit Gondel als Transportmittel. Es gebe Investoren, die sich darüber Gedanken machen, bestätigt Leetz. Doch bis zur Realisierung ist der Weg noch weit. Denn laut Leetz muss dafür ein Planfeststellungsverfahren in die Wege geleitet werden, das der potenzielle Investor beantragen müsste.
Dem Stadtbaumeister dürfte es jedenfalls nicht langweilig werden. Zumal auch die Sanierung des Waldfreibades und der Bau der Mensa an der Fünf-Täler-Schule auf der Agenda stehen.
