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Bad Wildbad -  16.05.2022
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Stehende Ovationen für Palastperlen:Salonorchester wird fürs erste Konzert nach langer Pandemiepause gefeiert

Bad Wildbad. Auch wenn das Wetter, Flohmarktstände und verkaufsoffener Sonntag noch so nach draußen lockten, war der größte Teil der 200 Plätze beim Nachmittagskonzert der „Palastperlen“ im Königlichen Kurtheater in Bad Wildbad besetzt. Wie die Filmmusik und Titel aus dem Kaffeehaus-Repertoire der 1920er- und 1930er-Jahre ankamen, zeigt sich schon daran, dass die Zuhörer den 13 Musikern stehende Ovationen spendeten und drei Zugaben abforderten.

Begrüßt wurden die Besucher von Thomas Käppler, dem Ersten Vorsitzenden des Fördervereins Königliches Kurtheater Wildbad. Man begehe gleich zwei Premieren, unterstrich er. Die eine betreffe den fast neuen Flügel, den man quasi als Jahresinstrument anstatt für 80.000 für 44.000 Euro erhalten habe (die PZ berichtete). Zweite Premiere sei nach zwei Jahren, vier Monaten und drei Tagen Zwangspause der erste öffentliche Auftritt des Salonorchesters mit Sänger Andreas Hohl nach Corona. Mit „Dieses Virus geht von Mund zu Mund“ hätten die „Palastperlen“ in der Pandemie ein Echo bis Brasilien gefunden.

Mit dem gleichermaßen mahnenden wie Mut machenden Pandemielied nach der Melodie „Du hast Glück bei den Frau’n, Bel Ami“ von 1939, legte das stilgerecht gekleidete Ensemble im bestens passenden Ambiente so richtig los. Dann folgte Ohrwurm auf Ohrwurm von „Ausgerechnet Bananen“ über den Dauerbrenner der Comedian Harmonists, „Veronika der Lenz ist da“, bis zu „Solange nicht die Hose am Kronleuchter hängt“.

Lustig und nachdenklich

Der Abend lebt auch davon, wie Andreas Hohl durch das Programm führt. Mal lustig, mal nachdenklich, gelegentlich fast philosophisch wirken seine Sprüche und informativen Anmerkungen zu den Titeln. Danach ließen zunächst kurz Pianist Guido Wilwerth, der den neuen Flügel einweihen durfte, und Trompeter Christian Künzler auf sich warten. „Die sind wohl bei der Frieda“, kündigte Hohl das Stück „Heute war ich bei der Frieda“ an. Der Sänger brillierte immer wieder bei Soli oder im Duo mit Viola Bommer, die ihren Weg zur professionellen Musikerin über die „Palastperlen“ gefunden hat. Bei der überwiegenden Zahl der Titel ist sie als Saxophonistin und Klarinettistin engagiert. Das ganze Orchester besteht aus begabten und mit spürbarer Freude aufspielenden Solisten – nicht aus Berlin oder Dresden, sondern überwiegend aus dem Enzkreis.

Neben den Genannten sind das Silke Schöninger und Ulrich Stefansky (Saxophon/Klarinette), Michael Tiede (Saxophon), Lena Nittel (Geige) und Wolfgang Jung (Gitarre, Banjo). Als junger, blonder Wirbelwind erwies sich auch beim einzigen, fast modernen Stück aus den 1970er-Jahren, „Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn“, Schlagzeugerin Sandra Krautter. Neben ihr spielte Hese Schröter den Kontrabass. Immer wieder präzise Einsätze zeigten Mario Ströhm (Posaune) und Florian Mairhofer (Trompete).

Autor: hms