Supermarkt-Krimi in Neuhausen sorgt weiter für Spannung
Neuhausen. Ein Vollsortimenter wie Edeka oder Rewe als Ergänzung für Neuhausens Einkaufsangebot? Der Plan, angestoßen durch das Interesse von Investoren, sorgt seit Monaten für Aufregung. Denn wohin mit dem Supermarkt? Eine anvisierte Fläche gegenüber dem bestehenden Lidl-Markt am westlichen Ortseingang stößt auf den Zorn von Anwohnern der Pforzheimer Straße – und der Landwirtsfamilie Bogner, die dort Felder und Wiesen bewirtschaftet.

Konfliktärmer wäre der Favorit von Verwaltung und Ratsmehrheit: ein Standort im Gewerbegebiet West II. Doch laut Bürgermeisterin Sabine Wagner geben Regionalverband und Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) diesem Wunsch keine Chance. Die Neuhausener Räte wollen nun aber um den Wunschstandort kämpfen.
Regierungspräsidium bremst Standort aus
Der Grundkonflikt sieht so aus: Der Standort im Gewerbegebiet erfüllt das von RP und Region geforderte Integrationsgebot nicht. Dieses Gebot der Raumordnung will Ortskerne lebendig halten, indem zentral eingekauft werden soll. Das passe aber nicht zum Alltag in Neuhausen, findet Wagner. Außerdem: Die Alternative direkt an den Wohnlagen sorgt schon im Vorfeld für Ärger. In der Bürgerfragestunde wurde das deutlich. Landwirt Gerd Bogner war der Erste einer Reihe von Neuhausenern, die forderten, die Talaue am Ortseingang freizuhalten.
Bogner hat bei den Flächen, die er im Nebenerwerb beackert, heute schon den Lidl-Markt vor der Brust. Mit Auswirkungen auf die Feldarbeit. In Dürrezeiten wie jetzt versuche er bereits, Rücksicht auf die Markt-Öffnungszeiten zu nehmen, wenn seine Maschinen Staub aufwirbeln würden. Doch er könne nicht unbegrenzt Arbeitseinsätze verschieben: „Ich kann ja nicht nur noch nachts arbeiten“, sagte Bogner nach der Sitzung der PZ. Sorgenkind Nummer zwei ist Verpackungsmüll, der schon heute den umgekehrten Weg vom Markt auf seine Wiesen und Felder finde: Papier, Kartonteile, besonders auch Plastikfolien müsse er immer wieder aufsammeln. Oft auch noch aus dem Heu, das der Aussiedlerhof macht und verkauft. Bogner wirkt deutlich zufriedener, nachdem die Ratsmehrheit den Kampf um den Standort im Gewerbegebiet beschlossen hat. „Dort habe ich nichts dagegen“, sagt er.
Bürger scheinen Standort in West II zu favorisieren
Anwohnern der Pforzheimer Straße dürfte das ähnlich gehen. Sie hatten den Räten vor allem Sorgen über noch mehr Verkehr und damit auch Lärm geschildert. Eine Bürgerin warb auch für die schöne Talaue, die man doch nicht opfern solle – und argumentierte, dieser Standort würde das Klimaschutzengagement der Gemeinde konterkarieren. Ein Neuhausener erinnerte an Unterschriften von direkt Betroffenen, die sich alle für West II als richtigen Platz ausgesprochen hätten.
So sahen das am Ende zwölf der Gemeinderäte inklusive Rathauschefin Wagner, die bei sieben Gegenstimmen die Weichen für ein Festhalten am Wunschstandort stellten. Trotz womöglich schlechter Erfolgschancen. Michael Ehringer (Bürger für das Biet/BfB) hatte diesen Weg vorgeschlagen, Sascha Jost (CDU) die Kampfeslust gestärkt: Es sei etwas völlig anderes, wenn Regionalverband und RP in einem förmlichen Verfahren dem Wunschstandort West II eine Absage erteilen müssten. Auch Martin Volz (Freie Wähler) stützte diese Haltung, die schließlich die Mehrheit hinter sich hatte.
Sabine Wagner und Gerd Philipp (CDU) hatten daran erinnert, dass viele Bürger sehr wohl auf einen Vollsortimenter warten würden. Philipp hatte Bauchschmerzen mit dem Konfrontationskurs für West II. Die Fläche gegenüber Lidl sei unterm Strich besser. „Der Investor wird nicht ewig warten“, mahnte er. Damit blieb er in der Minderheit. Genauso wie Hasan Akbaba (BfB), der sich einen ganz anderen Standort vorstellen könnte: Neuhausens nördlichen Ortsausgang zwischen den Straßen nach Hamberg und Steinegg.