Gemeinden der Region
Calw -  05.08.2019
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Sweet Soul Music mit Ron Williams bringt die Fans in Hirsau zum Tanzen

Calw-Hirsau. Der Mann hat Leuchtturm-Qualitäten: Es macht keinen Unterschied, ob Ron Williams als Sänger oder als Moderator für die Sweet Soul Music Revue auf der Bühne agiert, sobald er im Rampenlicht ist, gehört ihm die ganze Aufmerksamkeit.

Und das liegt nicht nur am signalroten Zweiteiler oder an seinem Gardemaß. Ron Williams (77), selbst ein Stück äußerst lebendiger TV- und Radio-Geschichte, kommt beim Klostersommer in Hirsau sofort auf den Punkt: „Ich bin Ron, euer Gastgeber. Ja, wie entstand die Soul-Musik? Durch uns Schwarze. Wie kamen wir nach Amerika? Sagen wir, auf Einladung.“ Und: „Trump ist hoffentlich bald weg!“ Diesen stürmischen Drive nimmt der eloquente Entertainer spielend mit: In dreieinhalb Stunden Sweet Soul Music Revue und in seinemersten Song: „I’ve Got A Woman“, im Original (1954) von Ray Charles. Auch die anschließend von Edward Wade und Derrick Alexander vorgetragenen Sam&Dave-Klassiker – „Soul Man“ (1968) und „Soothe Me“ verfehlen ihre Wirkung aufs Publikum nicht: Viele tanzen schon jetzt.

Zehn Jahre gibt es die vom ehemaligen SAP-Manager Klaus Gassmann gegründete Soul Musik Revue inzwischen. Abnutzungserscheinungen? Keine. Ron Williams hat im PZ-Gespräch eine im Grunde simple, aber schlüssige Erklärung: „Soul-Musik, Blues, Worksongs altern deshalb nicht, weil sie authentisch sind. Weil sie Emotionen schwarzer Amerikaner, meist ursprünglich armer Leute, konzentriert wiedergeben.“

Auf der Bühne übernimmt noch vor der Pause ein anderer Orkan die Regie: Die zierliche Marites „Tess“ Dabasol-Smith (56) zelebriert in Hirsau die Hits von Tina Turner, als gäbe es kein Morgen. 680 Konzertbesucher sind hellauf begeistert – und Ron Williams kommentiert lakonisch: „Tess stammt ursprünglich aus Cebu, Philippinen. Dort müssen die GIs den Soul implantiert haben.“

Zehn Musiker und neun sich abwechselnde Sängerinnen und Sänger geben auf der Bühne gnadenlos Gas und machen das Hirsauer Line-Up ausgesprochen abwechslungsreich: Top-Hits von Aretha Franklin, Etta James, Adel und von den Temptations versetzen die Zuschauer in Party-Stimmung.

Klaus Gassmann hält sich im Hintergrund und sorgt mit dem Baritonsaxofon für die ganz tiefen Töne. Ursprünglich sei er Gitarrist, vertraut er im Gespräch an. „Ich hab in den 1960ern immer das gespielt, was fehlte. Oft hatten wir niemand fürs Baritonsaxofon. Dabei ist es geblieben.“ Auch bei seiner Begeisterung für knackige Soul-Musik der stilprägenden Label Stax, Atlantic, Motown und Muscle Shoals. Was für ein Glück.

Autor: Robin Daniel Frommer