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Enzkreis -  26.02.2019
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„System Eisenbahn funktioniert nicht mehr“ - Bund soll sich bei der DB klar positionieren

Stuttgart/Pforzheim/Enzkreis. Die Bahn ist in der Diskussion: Triebfahrzeugführer ist ein Mangelberuf. Aber das ist trotz der gewaltigen Herausforderung nur ein Teil des Ganzen: Ein Interview mit dem Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, hat kürzlich bundesweit für Furore gesorgt.

Das Interview gipfelte in der pointierten Aussage des Gewerkschaftsbosses: „Das System Eisenbahn funktioniert nicht mehr.“ Ferner wertete das Magazin „Wirtschaftswoche“ brisante, nichtöffentliche Statistiken der Deutschen Bahn aus. Eine klare Aussage lautete: „Die DB räumt intern ein, dass sie die Verspätungen im Fernverkehr vor allem selbst zu verschulden hat.“ Ein pikantes Detail bestehe darin, dass laut den Bahndokumenten jeder ICE im Schnitt mit 21 Fehlern auf die Strecke geschickt werde. Die Redaktion wollte von einem regionalen Kenner der Materie, dem Landesvorsitzenden des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) und Vorsitzenden des Fahrgastbeirats Baden-Württemberg, Matthias Lieb, aus Mühlacker, wissen, wie die harsche Kritik von Weselsky einzuordnen ist.

Bei der Bahn, so der GDL-Chef, herrsche nur noch Mangelwirtschaft, das Personal sei demotiviert, die Organisationsstrukturen würden nicht mehr funktionieren. Kann man das so stehenlassen? Der Bund als Eigentümer der Deutschen Bahn, so Lieb, „muss sich endlich darüber klar darüber werden, welche Bahn er möchte“. Übrigens habe diese Frage schon 1967 der damalige Vorstand der Bundesbahn an den Bund gestellt, ohne eine Antwort zu erhalten. Fehlanzeige also seit über einem halben Jahrhundert. Nun werde es laut Lieb, „endlich Zeit, dass der Bund diese Frage beantwortet und dann daraus auch die politischen und finanziellen Konsequenzen zieht“.

Die DB müsste eigentlich ein Zukunftsunternehmen par excellence sein. Denn viele Städte werden ihre Mobilitätsprobleme nur mit Bussen und Bahnen bewältigen. Die heutige Lage – Rekorde bei Fahrgastzahlen bei gleichzeitig hoher Unpünktlichkeit aufgrund von Mängeln im Schienennetz und überalterten Fahrzeugen – „ist letztendlich vom Eigentümer Bund zu verantworten“, analysiert Lieb: Insofern sei die DB „als hundertprozentiges Staatsunternehmen sozusagen ein volkseigener Betrieb, wobei die Form der Aktiengesellschaft bislang nur dazu da war, die Eigentümerfunktion nicht wahrzunehmen“. In der Folge habe sich der Vorstand lieber mit Geschäften im Ausland beschäftigt, statt sich um einen leistungsfähigen Schienenverkehr zu kümmern, kritisiert Lieb.

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Autor: Peter Marx