Gemeinden der Region
Enzkreis -  19.01.2021
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Themen für das Jahr 2021: Unter die Erde und in die Höhe

Enzkreis/Kreis Calw. Corona, Corona, Corona. Auch wenn das Virus das kommende Jahr bestimmen wird, will die PZ mit lokalen Themen einen eigenen Ausblick auf 2021 geben. Die fünfte Folge der Serie widmet sich dem Ausbau der Glasfaser-Technologie, dem Lärmschutz in den Gemeinden und der Tourismusentwicklung.

Schnelles Internet

Lange war das Thema ein zähes Ringen. Aber seit vergangenem Jahr geht der Ausbau schneller Internetverbindungen in der Region mit großen Schritten voran. Nicht nur kam mit dem Vorstoß der Firma BBV (Breitbandversorgung Rhein-Neckar) ein neuer Spieler aufs Parkett, der alle Teilorte in Engelsbrand mit neuen Glasfaserverbindungen versorgt. Auch Vodafone mit Unterstützung des Zweckverbands Breitbandausbau Enzkreis, dem fast alle Enzkreis-Gemeinden angehören, macht mittlerweile ordentlich Tempo.

Die Vermarktung für die Internetverträge wird in diesem Jahr auch durch die Entscheidung des Zweckverbands erleichtert, dass der Anschluss für die Hausbesitzer ab sofort kostenlos sein wird. Dafür strömen ordentlich Fördermittel vom Bund. In der ersten Welle werden so in den kommenden Monaten und Jahren zuerst die Orte und Straßen mit besonders langsamen Internetverbindungen ausgebaut.

Und das ist gleichzeitig der Hauptkritikpunkt. Während die bisher am meisten Benachteiligten so direkt auf das schnelle Glasfaser umsteigen, werden sich viele Bürger mit mittelmäßiger Verbindung noch eine ganze Weile gedulden müssen. So lange nämlich, bis der Geldsegen des Bundes auch ihre Verbindungen fördert. Konfliktpotential unter Nachbarn und Nachbargemeinden ist als vorprogrammiert.

Kampf gegen den Krach

Es ist ein Dauerthema im Enzkreis. Und es wird 2021 wieder einige Kommunen beschäftigen. Wie berichtet, hat Landesverkehrsminister Winfried Hermann erst zum Jahresbeginn Städte und Gemeinden ermutigt, Lärmaktionspläne zu nutzen. Sie sind es, mit denen Kommunen und Verkehrsbehörden deutlich mehr Handhabe erhalten haben, um auch auf Ortsdurchfahrten Tempo 30 anzuordnen. Und schon vor der ministeriellen Aufforderung ist im Enzkreis von diesem Mittel viel Gebrauch gemacht worden.

Anlieger zeigen ein großes Interesse daran, dass es innerorts nicht nur unübersichtlich abschnittsweise an Ortsdurchgangsstraßen zu Tempo-30-Regelungen kommt, sondern zu einer möglichst durchgängigen und für den Verkehrsteilnehmer nachvollziehbaren Systematik.

Die Kreisverwaltung hat bereits im Jahresbericht 2017 darauf hingewiesen, dass die Marke von 20 Ortsdurchfahrtsabschnitten geknackt wurde, auf denen die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer gedrosselt wurde – Mühlacker und Ötisheim nicht mitgerechnet, wo die Behörde der Senderstadt für Regelungen zuständig ist. Und der Trend hat seitdem angehalten.

Ein Beispiel aus dem Herbst 2020: Ein Ingenieurbüro hat den Lärm in den Durchgangsstraßen von Neuhausen, Steinegg, Hamberg und Schellbronn berechnet. Eine breite Gemeinderatsmehrheit hofft, mit den ermittelten Überschreitungen von Grenzwerten gute Argumente für Tempo 30 oder Tempo 40 in allen Ortsdurchfahrten zu haben. Die damalige Debatte zeigt aber auch, dass die Lärmermittlungen nicht unumstritten sind. Wo Anwohner mit einzelnen, konkreten Erfahrungen wie nächtlich scheppernden Lastwagen argumentieren, berechnen die Ingenieure den Krach auf Grundlage punktueller Messungen.

Einig ist man sich aber in der Regel beim Kampf gegen den Lärm an sich. Das Thema bleibt auch 2021 aktuell. Zumal es noch einige weitere Ansätze gibt, die zuletzt Schlagzeilen gemacht haben. Der Enzkreis ist dem Bündnis gegen Motorradlärm beigetreten. Auch da wird es Diskussionen geben, welche Strecken man genau ins Visier nehmen will. Undder FDP-Landtagsabgeordnete Erik Schweickert hat den Blick auf Ortsein- und -ausgänge gelenkt. Nur an der A 8 ist das Lärmschutzkonzept erst mal ausgeschöpft.

Toruismus beleben

Der Tourismus im Nordschwarzwald hat sich wieder einen Namen gemacht. Freizeiteinrichtungen schossen überall buchstäblich wie Pilze aus dem Boden: Der Baumwipfelpfad auf dem Bad Wildbader Sommerberg, in direkter Nachbarschaft die Hängebrücke Wildline, in Schömberg steht der Aussichtsturm Himmelsglück kurz vor der Vollendung.

Es ist nichts mehr übrig vom verstaubten Image des Nordschwarzwalds. Statt betagter Kurgäste zieht er jetzt Familien und junge Naturliebhaber an. Bis zum Lockdown jagte ein Besucherrekord den nächsten. Und dann kam Corona. Gähnende Leere vor geschlossenen Attraktionen, leere Hotelbetten und lange Gesichter. Statt Einladungen sprachen Hoteliers, Gastronomen und Touristiker in der Region Ausladungen aus. Jedem Gastgeber blutete dabei das Herz.

2021 wird es darum gehen müssen, möglichst nahtlos an die Erfolge anzuknüpfen. Den Kontakt zu den Urlaubern nicht zu verlieren und aus der Not eine Tugend zu machen. Denn die Situation bietet durchaus auch eine Chance: Nie zuvor war Urlaub im eigenen Land gefragter. Wer dann auch noch attraktive Freizeiteinrichtungen unter freiem Himmel in einer Destination wie dem Schwarzwald anbieten kann, hat eigentlich schon gewonnen. Allerdings werden nur diejenigen als Gewinner aus der Krise kommen, die es schaffen, während des Lockdowns im Gedächtnis der urlaubshungrigen Menschen zu bleiben.

Autor: Nicole Biesinger, Constantin Hegel, Alexander Heilemann und Peter Marx