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Pforzheim -  27.04.2024
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Tiefe Bestürzung in der gesamten Stadt: Trauer um Thomas Dörflinger aus Pforzheim

Pforzheim. Die Nachricht macht die Runde, und wen sie erreicht, der reagiert ungläubig, bestürzt, tieftraurig. Ein letztes Mal wollte Thomas Dörflinger als Vorsitzender mit Verve für die CDU in den Wahlkampf ziehen, auch wenn er zuletzt mit der Entwicklung seiner Partei haderte.

Typisch Thomas Dörflinger: das freundliche Lächeln.
Typisch Thomas Dörflinger: das freundliche Lächeln. Foto: Lukas Muckenfuss

Er hatte an Workshops und erst jüngst an der Präsentation der Kampagne seiner Partei teilgenommen. Am frühen Donnerstagmorgen der vergangenen Woche ist der Mann, dessen Liebe und Leidenschaft seiner Heimatstadt galt und der sich auf vielfältige Weise ehrenamtlich engagierte, mit nur 61 Jahren völlig unerwartet gestorben.

Die Stuttgarter L-Bank als seine Arbeitgeberin bringt es in ihrem Nachruf treffend auf den Punkt. Man trauere um eine „liebenswerte, humorvolle und integre Persönlichkeit“. Der langjährige Personalratsvorsitzende habe die Entwicklung der Bank „mit seiner Erfahrung, seiner vermittelnden Art und seinem großen Verantwortungsbewusstsein“ nachhaltig geprägt, heißt es in der von Landesfinanzminister Danyal Bayaz (Grüne) mitunterzeichneten Anzeige.

Schaffer und guter Zuhörer

Eigenschaften, die auch Peter Wagner, der frühere Vorsitzende des Vereins „Pforzheim mitgestalten“ und große Förderer des DDR-Museums, im PZ-Gespräch herausstellt. Viele Jahre lang habe Dörflinger dank seiner Menschlichkeit, zahlreicher Kontakte zu Bürgern und enger Verbindungen etwa zum Nordstadt-Bürgerverein etliche Projekte der Mitgestalter vorangebracht. Erst im vergangenen Jahr habe er zudem im DDR-Museum den Vorsitz des Stiftungsrats übernommen, um den Umbruch dort „mit großem Engagement, Fingerspitzengefühl und dem für ihn typischen Enthusiasmus“ zu gestalten.

Dörflinger habe das Rampenlicht eher gemieden, ohne großes Aufheben „unwahrscheinlich effizient“ Dinge vorangetrieben, sei ein guter Zuhörer gewesen. Und: „Er war das menschliche Gesicht der Kommunalpolitik in Pforzheim“, sagt Wagner: „Das ist ein großer Verlust für seine Partei und für die Bürgerschaft.“

Alles für seine CDU

Nur wenige dürften wissen, dass der Träger der Landesehrennadel auch im Stuttgarter IHK-Prüfungsausschuss oder im Caritas-Aufsichtsrat wirkte. Ebenfalls eher im Hintergrund, aber überaus beherzt und am Ende zur Überraschung vieler äußerst erfolgreich füllte er die Rolle des Wahlkampfmanagers von OB Peter Boch aus. Legendär ist das PZ-Foto, auf dem Dörflinger mit dem Ehepaar Boch den Erdrutschsieg im ersten Wahlgang feiert – in Sportler-Manier jubelnd mit gereckter Faust.

„Thomas Dörflinger war einer der ersten Menschen, mit denen ich in Pforzheim kommunalpolitisch zu tun hatte“, betont Boch:

„Er hat mich mit offenen Armen in seiner Heimatstadt willkommen geheißen und von Anfang an unterstützt. Das werde ich nie vergessen, und daraus hat sich eine echte Freundschaft entwickelt.“

Sein Tod sei „nicht nur ein herber Verlust für Pforzheim, sondern auch für mich ganz persönlich. Meine Gedanken sind im Moment bei seiner Witwe, seinem Sohn und allen Anverwandten.“ Ob im Sport als Vorstandschef und Ehrenvorsitzender des TV 1880 Brötzingen oder als Chef des Handballkreises Pforzheim, ob als langjähriger Stadtrat, ob als Vorsitzender des CDU-Stadtverbands: Überall engagierte sich Dörflinger mit ganzer Kraft und konnte auf die uneingeschränkte Unterstützung seiner Ehefrau Wilma Kühn bauen – ein sichtlich bestens harmonierendes, aufs Engste verbundenes Team. Er verfolgte sichtlich stolz die berufliche, ehrenamtliche und politische Entwicklung seines Sohnes Philipp. Auf den Tag genau zwei Monate vor seinem Tod – am 18. Februar – hatte Thomas Dörflinger von seiner geliebten Mutter Abschied nehmen müssen. Dörflinger habe „mit seinem Sachverstand als Banker und seiner menschlichen Art sehr zur guten Entwicklung in unserem katholischen Wohlfahrtsverband beigetragen“, betont Caritas-Chef Frank Johannes Lemke:

„Thomas Dörflinger war ein Pforzheimer Kind und imponierte durch sein weitreichendes Netzwerk. Er schaffte Verbindungen und wusste auch in schwierigen Situationen zwischen den Akteuren zu vermitteln.“

Der CDU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Gunther Krichbaum reagiert „zutiefst bestürzt und erschüttert“. Dörflinger habe in seiner fast 40-jährigen Mitgliedschaft in der CDU viele Ehrenämter ausgeübt und in dieser Zeit die Partei maßgeblich geprägt: „Sein Tod reißt in der CDU eine tiefe Lücke.“ Auch im Ehrenamt, vor allem im Sport, habe sich Dörflinger „mit vollem Einsatz und Leidenschaft“ für seine Mitbürger und die Stadt eingesetzt.

„Thomas Dörflinger und Pforzheim – das war wie eine Symbiose. In jedem Gespräch mit ihm hat man gemerkt, mit wie viel Herzblut er sich für seine Heimat einsetzt. Sein Wort hatte Gewicht. Er sprühte vor Ideen für seine Stadt. Mit seiner zupackenden Art und einem immer offenen Ohr hat er sich dort eingesetzt, wo es nötig war und wo er gebraucht wurde. Er war einfach ein Pforzheimer durch und durch.“ 

Manuel Hagel, Chef der CDU-Fraktion im Landtag und Landesvorsitzender der CDU Baden-Württemberg

Gegenüber der PZ äußert sich auch Manuel Hagel, Chef der CDU im Land und deren Fraktionsvorsitzender im Landtag. Der Verstorbene habe in Politik und Ehrenamt entscheidend dazu beigetragen, seine Heimatstadt voranzubringen, so Hagel, er habe viel für Pforzheim und die Menschen vor Ort bewegt. „Ich habe Thomas Dörflinger immer gerade heraus erlebt, als einen Menschen, der sich nie verstellt hat. Für ihn war klar, dass jeder mit Anstand, Fleiß und Tüchtigkeit etwas aus sich machen kann.“ Diese Haltung und seine Leidenschaft, sich für andere zu engagieren, habe er in der Familie weitergegeben.

Trauerfeier ist am Freitag, 3. Mai, von 13 Uhr an in der Aussegnungshalle des Hauptfriedhofs.

Autor: erb

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