Gemeinden der Region
Kämpfelbach -  06.02.2020
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Tierische Kreislaufwirtschaft: Das ist das ausgeklügelte Betriebssystem der Bauernfamilie Heckmann in Ersingen

Kämpfelbach-Ersingen. Nicolai und Jasmin Heckmann führen den einzigen noch verbliebenen, landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb in Kämpfelbach. Ihren Bauernhof haben sie im Sinne einer Kreislaufwirtschaft konzipiert. Der Mist aus der Tierhaltung bildet einen großen Teil des Nachschubs für die Biogasanlage am Ersinger Viehfahrtweg. Das vergorene Substrat wiederum wird zur Flächendüngung eingesetzt.

Mehr noch: In Zeiten, in denen Tierhaltern vorgeworfen wird, zum Klimadilemma beizutragen, können die Heckmanns behaupten, nachhaltig zu wirtschaften. In der eigenen Biogasanlage werden Strom (Einspeisung NetzeBW) und Wärme (Abgabe an die Biowärme Ersingen eG) produziert. „70 bis 80 Haushalte in Ersingen werden durch die Wärme der Anlage über eine Fernwärmeleitung versorgt. Hinzu kommen kommunale Einrichtungen, wie Hallenbad, Schule, Kindergarten oder Sozialstation“, unterstreicht die Familie. Die seit 2009 Kohlenstoffdioxid neutral hergestellte Strommenge liege bei 28 Millionen Kilowattstunden, die Wärmemenge für die Biowärme Ersingen seit 2014 bei 11 Millionen Kilowattstunden.

Landwirte hätten im ganz Wesentlichen die heutige Kulturlandschaft geprägt, sagen die Heckmanns. Durch die Bewirtschaftung zahlreicher Wiesen und besonders geschützter Grünflächen trage man zur Offenhaltung und Pflege der Kulturlandschaft bei, unterstreichen Nicolai und Jasmin Heckmann. Ein Beispiel seien die zahlreichen Hecken, die die Bewirtschaftungsflächen durchschneiden. Auf diese nehme man Rücksicht, um einen aktiven Beitrag zum Artenschutz in der Region zu leisten. Sehr anschaulich wird das am Laierberg auf den ausgeprägten Heckenwiesen, die von genüsslich mampfenden, zotteligen schottischen Hochlandrindern bevölkert werden. Die Heckmanns bewirtschaften 220 Hektar, davon sind 60 Hektar Ackerland und 160 Hektar Grünland.

Den Milchviehbetrieb hat man 2017 eingestellt und den Mastbetrieb intensiviert. Es handelt sich um eine Färsenmast. Die 300 Mastrinder werden auf Stroh gehalten und allein dises Stroh kostet 50.000 Euro im Jahr. Bei den Heckmanns in Ersingen sieht man die Zeit gekommen, offensiv für die Landwirtschaft einzustehen. Es könne nicht sein, dass man jedwede Kritik unbeantwortet und sich zum Buhmann der Nation machen lasse. Leute, die noch nie in ihrem Leben in der Landwirtschaft gearbeitet hätten, würden alles besser wissen. Als Landwirt habe man ein existenzielles Interesse daran, seine Böden nicht zu überdüngen. Schließlich verstehe man sich als Generationenbetrieb.

Wenn die Heckmanns anpacken, können sie auf eine starke Truppe setzen. Stolz trägt man den Aufnäher „Team Heckmann“ auf der Arbeitskleidung. Dazu gehören auch Freiwillige. Auch in der modernen Landwirtschaft muss man ordentlich anpacken können, meint Jasmin Heckmann: Viel Handarbeit sei etwa gefragt bei der Pflege des Naturschutzgebiets Springenhalde.

Beim Gespräch mit dem PZ-Reporter hoffen die Heckmanns, dass die Mehrheit der Gesellschaft erkennt, dass die allermeisten Landwirte sicher keine Ökokatastrophe herbeiführten, sondern vielmehr viel für Umwelt und Kulturlandschaft tun würden. Deshalb habe man sich in den zurückliegenden Wochen und Monaten auch an Kundgebungen in Berlin und Stuttgart beteiligt. Man habe allen Grund, erhobenen Hauptes den Berufsstand zu verteidigen.

www.biowaerme-ersingen.de, www.landschafftverbindung.de

Autor: mar