Tönnies will Werkverträge abschaffen – darum hält Müller Fleisch zunächst daran fest
Birkenfeld/Gütersloh. Nach der massiven Corona-Welle beim Großschlachter Tönnies im Kreis Gütersloh hat das Unternehmen angekündigt, Werkverträge in Kernbereichen der Produktion abzuschaffen, eine digitale Zeiterfassung einzuführen und angemessenen Wohnraum für die Beschäftigten zu schaffen. Das alles soll bis Ende des Jahres geschehen, noch ehe 2021 die gesetzliche Regelung greifen soll, die das Bundeskabinett derzeit ausarbeitet.
Ist Müller Fleisch bereit, sein Geschäftsmodell zu ändern?
Auslöser dafür waren unter anderem die rund 450 Infizierten – überwiegend rumänische Werkvertragsarbeiter aus Gemeinschaftsunterkünften – unter den 1100 Beschäftigten der Birkenfelder Schlachthof Müller Fleisch. Nun fragt unter anderem die Pforzheimer SPD-Bundestagsabgeordnete Katja Mast, ob auch die Firma Müller Fleisch bereit ist, „an ihrem Geschäftsmodell etwas zu ändern, bevor das Gesetz im Bundestag beschlossen wird?“

Müller Fleisch erklärte dazu auf Anfrage der PZ, man teile die Haltung des Verbands der Fleischwirtschaft (VDF). Der hatte zuletzt erklärt, er sehe „keine Veranlassung, das Werkvertragswesen in seiner Gänze für einzelne Branchen in Frage zu stellen.“ Eine Abschaffung sei „völlig unangemessen“.
Maßnahmen vergleichbar zu denen bei Tönnies plane Müller Fleisch derzeit nicht, dafür brauche man erst „Rechtssicherheit“. Der VDF müsse gemeinsam mit der Politik „nach praktikablen Lösungen suchen“. Dann sei man auch bereit, etwas zu verändern. In diesen Prozess sei Müller Fleisch involviert, da man im Vorstand des Verbands vertreten sei.