Tragischer Unfall beendet kurz vor Geburtstag sein Leben - Wie wäre die Karriere von Fritz Wunderlich verlaufen?
Stuttgart/Oberderdingen. Wie wäre die Karriere von Fritz Wunderlich verlaufen, welches Repertoire hätte er noch gesungen? An diesem Samstag wäre der „aufblühende lyrische Tenor“ 90 Jahre alt geworden. Ein tragischer Unfall beendete kurz vor seinem 36. Geburtstag alle Spekulationen.Sein Liedbegleiter Hubert Giesen hat drei Wochen nach seinem letzten Gespräch mit Wunderlich die Todesnachricht erhalten. Da es die irrsinnigsten Gerüchte gab, geht Giesen in seiner Biografie („Am Flügel“, 1972) auf die Geschehnisse ein: „Er war zu einem Jagdfreund gefahren, einem reichen Industriellen, dessen Haus in Oberderdingen bei Maulbronn steht.
Fritz Wunderlich war nicht nur ein vorzüglicher Porschefahrer, sondern auch ein leidenschaftlicher Jäger. Als sich die Familie und die Gäste am Abend zurückzogen, ging auch Wunderlich in sein Zimmer im Erdgeschoss, verließ es aber bald darauf, um sich aus der Bibliothek im ersten Stock ein Buch zu holen. Wahrscheinlich war er deshalb nochmals in die Schuhe geschlüpft, hatte die Schnürsenkel aber nicht mehr gebunden. Auf dem Rückweg über die Treppe trat er offenbar auf einen Schnürsenkel und stolperte. Um sich zu halten, griff er nach dem Geländer, das aus einem dicken Tau bestand; das Tau riss die Verankerung aus der Wand heraus und der Sänger stürzte kopfüber ein Stockwerk tief auf den mit Steinplatten belegten Boden. Dabei muss er sich gedreht haben und mit dem Hinterkopf aufgeschlagen sein. Als man ihn fand und ins Heidelberger Krankenhaus brachte, lag er bereits in tiefer Bewusstlosigkeit, aus der er nicht mehr erwachte.“
Geboren wurde Fritz Wunderlich am 26. September 1930 in Kusel als Sohn einer Musikantenfamilie in ärmlichen Verhältnissen. Er starb, wie auch im Internetlexikon Wikipedia nachzulesen ist, nach dem Sturz im Haus von Heinz Blanc am darauffolgenden Tag, dem 17. September 1966, in einer Klinik in Heidelberg – auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Drei Wochen später hätte er sein Debüt an der Metropolitan Opera in New York gegeben.
Mit Gottlob Frick befreundet
Freundschaftlich verbunden war er nicht nur mit dem Bariton Hermann Prey, der oft mit ihm auf der Bühne stand. Einen väterlichen Freund hatte Wunderlich, der seinen eigenen Vater in jungen Jahren verloren hatte, in dem Ölbronner Bassisten Gottlob Frick, in dessen Haus er häufig zu Gast war. Mit Frick ging er auch dem gemeinsamen Hobby, der Jagd nach.
Trotz seiner kurzen Karriere war er durch seine strahlende, klare, über zwei Oktaven ausgeglichene Stimme einer der führenden Sänger seiner Generation, über die Grenzen der Klassik hinaus dank der von ihm gepflegten leichten Muse. Ulrich Tukur sagte über Wunderlich: „Er hatte die schönste und reinste Stimme, die es je gab, ein göttliches Talent.“