Travestiefigur Wommy Wonder begeistert in Schömberg
Schömberg. Travestiefigur Wommy Wonder betritt die Kaffee-Gässle-Seh(e)-Bühne – auf schwindelerregend hohen Schuhen in Größe 46/47, mit hautfarbenen Netzstrümpfen an schier endlos langen Beinen, in einem rot schillernden, Pailletten besetzen Kleid, das kürzer nicht sein könnte und einer atemberaubenden Turmfrisur. Das Publikum tobt.
„Schwaben in Exstase! Das ist unsere Kernkompetenz“, sagt Wommy spritzig-charmant zur Begrüßung. „Ich lade Euch ein auf eine kleine Sauerei – entschuldigt bitte: Soiree. Fremdsprachen sind nicht so mein Ding“, flötet sie mit rot glitzernden, gespitzten Lippen und sucht Kontakt zu ihrem Publikum. Sie flirtet mit den Herren der ersten Reihe und hat auch hier wieder sofort die Lacher auf ihrer Seite: „Guter Mann, vor drei Stunden sah ich noch so aus wie Sie.“
Wommy hüpft in rasantem Tempo mit unerhörtem Wortwitz von Pointe zu Pointe und kokettiert mit ihren stattlichen Maßen. Sie spricht über Alter, Figurprobleme, den Tod, erzählt von ihrer letzten Tour nach Dresden, die Unterschiede zwischen Ossis und Wessis, lässt auch Stuttgart 21 nicht unerwähnt und plaudert über Zugreisen. Die Mu-Fu-Di – Multifunktionsdiva, wie sie über sich selbst sagt – singt, tanzt, liefert eine Kabarett-, Travestie- und Comedy-Show ab, die ihresgleichen sucht. Sogar Lebenshilfe gibt es an diesem Abend: „Egal, was Euch passiert – seht es positiv! Aus den Steinen, die man mir in den Weg legt, baue ich mir einen Palast.“ Zwischen den Zeilen sind die ernsten und kritischen Töne nicht zu überhören. Wommy hat bei allem Witz Tiefgang und hier und dort erlaubt sie es Michael Panzer, der seit 35 Jahren unter den Tonnen Make-up steckt, durchzublitzen.
Lästern was das Zeug hält
Nach einer kurzen Pause kehrt statt Wommy Wonder Elfriede Schäufele auf die Seh(e)-Bühne zurück. Mit Lockenwicklern auf dem Kopf, einem roten Putzkittel, dicken Brillengläsern, einer langen Perlenkette und roten Filzpantoffeln stapft sie so gar nicht elegant und divenhaft mit Staubwedel bewaffnet durch das Publikum. Mit einem Mundwerk wie eine Maschinenpistole lästert sich Schäufele durch den zweiten Teil des Abends. Sie ist dreist, bedient sich am Weingleis einer Zuschauerin. Selbst als schließlich eine ganze Flasche vom Kaffee-Gässle-Verein vor die Dame zur Wiedergutmachung gestellt wird, verschwindet diese in Nullkommanichts.