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Calw -  20.12.2018
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Udo Lindenbergs neues Album vereint 27 längst verschollene und fast vergessene Titel

Hamburg. „Seine Karriere begann mit einer Lüge“, sagt Udo Lindenberg - über sich selbst. Er steht am Fenster seiner „Panikzentrale“ im Hotel „Atlantic“ und schaut auf sein Hamburg. 50 Jahre ist jetzt her, dass er am 13. Dezember 1968 als Tramper mit Trommelstöcken in der Tasche in der Hansestadt ankam. „Mit ’nem Jugendherbergsausweis, 100 Mark von meiner Mutter und 100 hatte ich selbst“, erinnert er sich. Eigentlich stammt der Musiker aus Gronau in Westfalen, doch seinen ersten Hit landete er mit den Zeilen „Hoch im Norden, hinter den Deichen bin ich geboren“. Der Song ist einer von 27 Titeln, die der Rockstar für sein Album unplugged aufgenommen hat.

Von Lindenbergs erster Unplugged-Platte „Live aus dem Atlantic“ (2011) waren gut 1,2 Millionen Einheiten verkauft worden, es ist das erfolgreichste der MTV-Reihe in Deutschland. Hatte er sich damals mit prominenten Duett-Gästen in einer nachgestalteten Hotel-Lobby einquartiert, hisst der 72-Jährige diesmal als „Käpt’n“ die Segel und zieht den Stecker für den Akustik-Trip „Live vom Atlantik“. Die Bühne der Hamburger Kulturfabrik Kampnagel verwandeln der Musiker und seine Crew für die Aufnahme zum Schiff. Die Abenteuer einer Seefahrt und der Rock’n’Roll gehören für den begeisterten Kreuzfahrer schon lange zusammen.

Aus seinen rund 700 Songs die 27 Stücke für die Platte auszuwählen, sei eine echte Herausforderung gewesen, sagt Lindenberg. „Dieses Heben der älteren Schätze vom Boden des Lindischen Ozeans, längst Verschollenes, fast Vergessenes – wie Perlentaucher sind wir da vorgegangen, um sie wieder aufzupolieren“, erzählt er. Die „ganz basisdemokratisch getroffene“ Auswahl reicht von Liedern der 1970er-Jahre wie „Der Malocher“ vom Album „Votan Wahnwitz“ und „Cowboy Rocker“ von der Platte „Ball Pompös“ über die 80er mit „Du knallst in mein Leben“ und die 90er mit „König von Scheißegalien“ bis zu Hits aus seiner Comebackzeit seit 2008 („Durch die schweren Zeiten“).

„Pate des Deutschrocks“

Mit namhaften Gästen liefert er teils ungewöhnliche Duette. Saß Lindenberg einst noch für die Erstmelodie der ARD-Reihe „Tatort“ hinterm Schlagzeug, gibt nun Kommissarin Maria Furtwängler neben ihm ihr Debüt als Sängerin („Bist du vom KGB 2018“). „Hamburch“-Kumpel Jan Delay singt mit ihm „Hoch im Norden“, Andreas Bourani den „Radio Song“. Mit Schockrocker Alice Cooper wird dessen „No More Mr. Nice Guy“ vom „Paten des Deutschrocks“ auch mal eingedeutscht („So’n Ruf musste dir verdienen“).

„Wer die Inseln des Durchblicks erreicht, gleich hinter den Bagatellen und Lapidarien, der ist der König von Scheißegalien“, erklärt der Panikrocker, über dessen Leben Regisseurin Hermine Huntgeburth gerade den Kinofilm „Lindenberg! Mach dein Ding“ dreht. 2020 soll er auf der Leinwand sein – der Auftakt zu einer Trilogie. „Dieses Leben ist so episodenreich, da reicht ein Streifen nicht aus“, findet Lindenberg, der seit dem Comeback die größten Erfolge seiner Karriere feierte. „Dieser zweite Akt war schon ’ne geile Abenteuerfahrt bis hierher – und jetzt hat es auch keinen Sinn mehr, aufzuhören.“

Udo Lindenbergs Konzert mit den „Panikpreis“-Gewinnern am 27. Juli im beim Calwer Klostersommer ist ausverkauft. Karten gibt es für seine Tour am 5. und 6. Juli in der Stuttgarter Schleyer-Halle.

Autor: Dorit Koch