Gemeinden der Region
Nordschwarzwald -  22.08.2019
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Überraschende Zahlen: So gut geht's den Menschen in Pforzheim und in der Region

Gleich zwei aktuelle Untersuchungen befassen sich mit den Lebensverhältnissen in Deutschland. Dabei zeigt sich, dass insbesondere der Enzkreis gut abschneidet. Aber auch im Kreis Calw geht es den Menschen überdurchschnittlich gut. Und Pforzheim? Die Stadt steht weitaus besser da, als es ihr Ruf vermuten lässt.

Wie gut lässt es sich in Pforzheim und im Enzkreis leben? Das hängt unter anderem auch davon ab, ob vom Verdienst nach Abzug von Miete und anderer Kosten für den Lebensunterhalt noch etwas fürs Shopping oder für die Teilhabe am kulturellen Leben übrig bleibt. In manchen deutschen Großstädten kann man zwar viel mehr Geld als anderswo verdienen, dafür zahlt man dort aber auch viel höhere Mieten.
Wie gut lässt es sich in Pforzheim und im Enzkreis leben? Das hängt unter anderem auch davon ab, ob vom Verdienst nach Abzug von Miete und anderer Kosten für den Lebensunterhalt noch etwas fürs Shopping oder für die Teilhabe am kulturellen Leben übrig bleibt. In manchen deutschen Großstädten kann man zwar viel mehr Geld als anderswo verdienen, dafür zahlt man dort aber auch viel höhere Mieten. Foto: Symbolbild: dpa

Armutsquote im Westen hoch: Viel Lohn und viel Ausgaben für den Lebensunterhalt

Üblicherweise gibt es bundesweite Vergleiche, wonach Armut ab einem bestimmten Einkommen beginnt. Dabei schneiden Städte und Regionen im Osten Deutschlands meist sehr schlecht ab, weil die Durchschnittseinkommen dort immer noch niedriger sind als im Westen, ganz zu schweigen von den Gehältern in Bayern oder Baden-Württemberg. Was diese Vergleiche nicht berücksichtigen, sind die Lebenshaltungskosten. Und die sind in Städten wie Frankfurt, Stuttgart oder München weitaus höher als in Chemnitz oder Görlitz. Das hat nun das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln in einer Studie untersucht.

Das Ergebnis: Die zehn Regionen, die unter Berücksichtigung der Lebenshaltungskosten die höchste Armutsquote haben, liegen allesamt im Westen. Ganz unten steht Bremerhaven mit einer Quote von 27,3 Prozent.

In Frankfurt sind es 24,8 Prozent. Nach gängiger Rechnung läge die Armutsquote in der Bankenstadt nur bei 16,6 Prozent. Ähnlich das Bild in Stuttgart: Inklusive der hohen Preise liegt die Armutsquote bei 19,1 Prozent, beim gängigen Modell sind es nur 13,8.

Und die Region? In der Studie werden Pforzheim, der Enzkreis, der Kreis Calw sowie der Kreis Freudenstadt zusammengefasst. Das Bild für die einzelnen Kreise ist also schwammig. Insgesamt liegt die gängige Armutsquote bei 11,8 Prozent, unter Berücksichtigung des Preisniveaus sind es 12,1 Prozent. Es ist aber davon auszugehen, dass es etwa zwischen Pforzheim und dem ländlichen Kreis Freudenstadt erhebliche Unterschiede gibt.

Kaufkraft in Pforzheim, Enzkreis, Calw und Freudenstadt höher als in Stuttgart

Gerade wenn es um die Kaufkraft geht, zeigt die IW-Studie, dass die Unterschiede zwischen Ost und West mit 104 Euro weitaus geringer sind, als angenommen: Im Osten beträgt die Kaufkraft 1538 Euro, im Westen sind es 1642 Euro. Berücksichtigt wird dabei auch, wie viel man sich für den verdienten Euro leisten kann. Und das ist in München mit seinen hohen Mieten weniger als in Magdeburg. Weil die Münchner wesentlich besser verdienen als die Magdeburger, stehen sie immer noch besser da. Aber eben nicht in dem Maße, wie sonst gerne dargestellt.

Überraschungen gibt es auch im Südwesten: Die Stuttgarter, die gemeinhin als wohlhabend gelten, haben im Schnitt eine Kaufkraft von 1615 Euro. Die Menschen im Verbund Pforzheim, Enzkreis, Calw und Freudenstadt verfügen über 1699 Euro. Der Grund ist einfach: Jenseits der Hauptstadt werden ebenfalls ordentliche Löhne bezahlt, doch die Kosten sind niedriger.

In Stuttgart liegt der Preisindex bei 112,1, also rund zwölf Prozent über dem Bundesdurchschnitt. In der Region Pforzheim ist er mit 100,1 praktisch auf dem Bundesschnitt. Trotz der vergleichsweise geringen Unterschiede gilt auch hier: Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg ist die Kaufkraft im Deutschlandvergleich hoch. Besonders niedrig ist sie in vielen Teilen Ostdeutschlands sowie im Ruhrgebiet.

Teilhabe: Versorgung in Pforzheim gut, aber viele Hartz-IV-Empfänger

Wie gut es einer Region geht, hängt laut der Berliner Studie von wirtschaftlichen Fragen ab, unter anderem, wie viele Hartz-IV-Empfänger es gibt, von sozialen Fragen wie der Lebenserwartung und von der Versorgung – etwa mit schnellem Internet, Ärzten oder Geschäften für den alltäglichen Bedarf.

Pforzheim schneidet vor allem in der Versorgung sehr gut ab, allerdings ist die Hartz-IV-Quote vergleichsweise hoch, das Einkommen und die Steuereinnahmen im Mittelfeld. Dem typischen Stadt-Land-Gefälle folgend ist es im Enzkreis mehr oder weniger umgekehrt: Weniger Ärzte und Geschäfte, deutlich weniger Hartz-IV-Bezieher, etwas höhere Einkommen. Ähnlich sieht es im Kreis Calw aus.

Pforzheim ist attraktive Großstadt, Enzkreis ist erfolgreiche ländliche Region

Auch eine Studie des Berlin-Instituts im Auftrag der Wüstenrot-Stiftung zeigt, dass es sich in Süddeutschland besonders gut lebt. Die Forscher haben Deutschland in städtische und ländliche Regionen aufgeteilt und jeweils drei Kategorien gefunden. Bei den Städten zählen Heilbronn und Stuttgart zu den reichen Großstädten, also der ersten Kategorie. Pforzheim, Karlsruhe und Heidelberg gelten als attraktive Großstädte. Das heißt, es gibt für die Menschen Hürden, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Wohl nicht mangels Angebot, sondern aus individuellen Gründen.

Der Enzkreis und der Kreis Calw gelten beide als erfolgreiche ländliche Regionen – und damit zur lebenswertesten Kategorie. Im Gegensatz zum IW sehen die Berliner erhebliche Unterschiede zwischen Ost und West.