Umbruch bei Pforzheims Kinos: Die Geigers setzen nun voll auf ihr „Rex“
Pforzheim. Das Ende hat sich seit gut einem Jahr abgezeichnet, und doch kommt es nun überraschend konsequent und schnell. Die Betreiberfamilie Geiger räumt ihren „Cineplex“-Standort an der Pforzheimer Zerrennerstraße, bereits am kommenden Mittwoch, 21. Juni, läuft dort die letzte Vorstellung. Mitglied der „Cineplex“-Gruppe bleiben sie aber, und sie wollen Cineasten an ihrem aufwendig neu gestalteten „Rex-Filmpalast“ an der Bahnhofstraße auch weiterhin ein sattes Programm bieten – reizvoller und umfassender denn je.
Bis zuletzt habe man versucht, mit den Eigentümern des Hauses an der Zerrennerstraße eine Einigung zu erzielen, berichten Michael und Sohn Nicolas Geiger: „Man war auch nah dran.“ Doch erste Analysen zu nötigen Investitionen hätten Zahlen in einer Höhe erbracht, „die es für uns unmöglich machen“, so Michael Geiger: „Dieses finanzielle Risiko können wir nicht eingehen.“ Nicolas Geiger bekräftigt: „Wir sehen den wirtschaftlichen Weg nicht, dass dann der Vermieter, aber auch wir Geld verdienen.“
Der Abschied nach 20 Jahren von diesem Standort sei ein emotionaler.
„Das alles hat mich schon Nerven gekostet, aber es ist der einzige vernünftige Weg, um unseren Familienbetrieb nicht in Gefahr zu bringen“, sagt der Seniorchef.
In nur zweieinhalb Wochen gilt es nun, 3500 Quadratmeter auszuräumen, denn Ende des Monats ist Schlüsselübergabe.
Die eigenen Pläne für einen Neubau verfolge man weiter, richte jedoch bis auf Weiteres den Blick voll aufs „Rex“. Zum Glück hat man das Stammhaus seit 2015 sukzessive komplett saniert, verfügt über sechs Premiumsäle mit 800 Plätzen. Michael Geiger berichtet, alle Filmverleiher persönlich informiert zu haben, die diese unmittelbare Ansprache goutiert und Verständnis wie Unterstützung zugesagt hätten.
„Es geht eins zu eins weiter“
Als Bestandteil der „Cineplex“-Gruppe behielten alle Gutscheine und Kundenkarten ihre Gültigkeit; „Es geht eins zu eins weiter.“ Man werde alle Blockbuster – demnächst etwa Disneys „Elemental“, „Indiana Jones“ und „Mission Impossible“ – und das Gros der anderen Neuerscheinungen zeigen, aber auch sämtliche Sonderaktionen wie das Seniorenkino oder die Filmkunst-Reihe beibehalten. Dafür weite man die Anfangszeiten massiv aus. So werde es täglich drei bis fünf Vorstellungen geben, freitags und samstags wieder Spätvorstellungen ab 23 Uhr, samstags und sonntags Vorführungen ab 14 Uhr, sonntags ab 12 Uhr.
Sämtliche 25 Mitarbeiter vom bisherigen „Cineplex“-Standort wechselten hinüber, das Team bestehe dann aus fast 40 Leuten, davon zwei Drittel Aushilfen. Das Personal wird man brauchen – nicht nur beim Open-Air-Kino, das vom 20. Juli bis zum 20. August im lauschigen Innenhof läuft. Wie die Geigers im PZ-news-Gespräch verraten, sei man bereits in der Detailplanung für eine Erweiterung des „Rex“ um mehrere Säle und rund 250 Plätze im Gebäudekomplex, zu dem neben der Bahnhofstraße 30 die Anwesen Schloßberg 15, 17 und 19 gehören. Im Laufe des nächsten Jahres soll diese Aufstockung über die Bühne gehen.
Großkino wieder ab Herbst?
Bereits zuvor, nämlich noch im Lauf dieses Jahres und spätestens zum Beginn der besucherstarken Herbst-Winter-Kinomonate im Oktober, soll im Lichtspielhaus an der Zerrennerstraße der Filmbetrieb wieder starten. Dieses avisierte Ziel nennt Thomas Bohner. Dessen gleichnamige Hausverwaltung betreut das gesamte Gebäude für die russischstämmige Eigentümerin Arina Gendin. Man sei in guten Verhandlungen mit neuen Betreibern, teils große Ketten, teils Familienbetriebe. Es habe auch bereits einige Besichtigungstermine gegeben, und dass man noch nicht zu einem Vertragsabschluss gekommen sei, liege auch daran, dass die an sich guten und konstruktiven Gespräche mit der Familie Geiger letztlich doch überraschend nicht zu einer zumindest vorübergehenden Verlängerung geführt hätten.
Diese sei unterschriftsreif ausformuliert auf dem Tisch gelegen, „zu deutlich günstigeren Konditionen“, wie Bohner verrät. Denn auch die Besitzer wüssten, dass es Investitionen zu tätigen gebe, und um deren Höhe genau zu beziffern, die Verteilung der Kosten zwischen Eigentümer und Mietern zu besprechen und die Arbeiten in Auftrag zu geben, habe man eben Zeit gebraucht. „Die Reißleine haben Geigers gezogen.“ Auch für eine Neuvermietung gelte nun: „Es soll kein Schnellschuss werden“, die Sache darf besagte Monate dauern, zumal es ja auch um größere Beträge gehe. Die weiteren Bestandsmieter, die Post und das Fitnessstudio, werden unverändert bleiben, sagt Bohner. Veränderungen werde es bei der Gastronomie geben: Diese sei ein Unterpächter der Geigers, und der Vertrag ende mit deren Mietverhältnis zum Monatsende. Dass eine neue Gastronomie kommen werde, hätten auch alle potenziellen künftigen Betreiber erklärt, berichtet der Immobilienverwalter.
