Umstrittene Firmenflächen: Niefern beschließt Fahrplan für Gewerbegebiete an der A8
Niefern-Öschelbronn. Der Gemeinderat Niefern-Öschelbronn bekräftigt die umkämpften Pläne für drei Gewerbeareale am Reisersweg. Die LMU-Fraktion zieht nicht mit – auch nicht bei der Beteiligung am Pforzheimer „Ochsenwäldle“.

Nach jüngster Kritik einer Initiative aus Pforzheim am geplanten Bau von drei Gewerbegebieten „Reisersweg 1 bis 3“ an der A8 in Niefern hat der Gemeinderat jetzt die Zeitschiene für diese Flächen festgezurrt. Die erste in der Nähe des Queens-Hotels, mit 6,5 Hektar etwa so groß wie neun Fußballfelder, packt die Gemeinde Niefern-Öschelbronn zurzeit mit einem Bebauungsplan an. Die direkt anschließenden Felder sind langfristig geplant, das dritte Gebiet gegenüber der Raststätte dagegen mittelfristig.
Für diese Reihenfolge stimmten in einer Videositzung auf Antrag der drei Fraktionen FW/FDP, CDU und FWV 18 der 20 zugeschalteten Ratsmitglieder. Doch ohne Streit ging diese Rangliste nicht durch. Die beiden Vertreter der vierköpfigen Liste Mensch und Umwelt (LMU) lehnten die bindende Zeitachse strikt ab.
„So ein Beschluss ist fragwürdig, das erste Reisersweg-Gebiet ist noch nicht finanziert, die beiden folgenden noch nicht einmal untersucht“, sagte LMU-Sprecher Zeljko Beljanski. Außerdem sei im Gebiet „Ziegelbaum“ in Öschelbronn noch viel Platz. Es sei mit Blick auf den Umweltschutz „unverantwortlich, auf Jahre hinaus solche Vorratsflächen zu halten“, so Beljanski. Er warf Alt-Schultes Jürgen Kurz Fehler vor: „Früher wurde nichts gemacht, um den Bedarf der Firmen zu decken.“
Das sorgte für einen Aufreger in der Konferenz. Erik Schweickerts Konter gegen Beljanski: „Kurz hat es mit seiner Idee, die Tankanlage mit der Raststätte wegzukriegen, geschafft, eine große Gefahr für die Umwelt zu entschärfen, dabei musste er sich zunächst anhören, er wäre durchgeknallt.“ Die Gebiete an der A8 habe der Gemeinderat bewusst gewählt, nachdem dringender Bedarf analysiert worden war: „Wir haben dafür Flächen aufgegeben, damit die Einwohner von Schadstoffen und Verkehrslärm verschont bleiben.“ Konkret: Die einstige Papierfabrik sei für Sport und Schulen reserviert worden, aus dem leerstehenden Rosi-Gelände in Niefern solle ein Wohngebiet werden. Und zwischen Öschelbronn und Pinache habe die Gemeinde auf bereits fixierte sieben Hektar verzichtet.
Alexander Kirbis reagierte verblüfft auf die LMU-Kritik: „Die drei Reisersweg-Gebiete sind doch schon seit 30 Jahren rechtlich festgelegt.“ Die Gemeinde gehe „verantwortungsvoll mit dem Umweltschutz vor“, sagte Jürgen Gremmelmaier für die FWV-Gruppe: „Tausende Benzin-Laster auf den A 8-Fahrbahnen sind viel gefährlicher für die Trinkwasserquellen als unsere Gebiete.“
Klar ist für die Mehrheit der Ratsrunde auch, dass die Gemeinde beim „Ochsenwäldle“ bei Pforzheim-Süd mitmacht, sollte die Stadt dort ein Interkommunales Gewerbeareal schaffen. Diese Beteiligung hatte 2016 der damalige Oberbürgermeister Gert Hager angeboten. „Da ziehen wir nicht mit, dort wird viel Wald vernichtet“, sagte Jochen Schneider (LMU).