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Pforzheim -  12.11.2022
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Unklare Zukunftsaussichten für Traditionsgasthaus "Bären" in Eutingen

Pforzheim. „Vermutlich halb Eutingen hat im ‚Bären‘ Hochzeit gefeiert“, sagt Andreas Renner, der Ortsvorsteher des größten Pforzheimer Stadtteils. „Große Feste wurden traditionell im ‚Bären‘ gefeiert, da kein anderes Lokal so viel Platz hatte. Bunte Abende und Weihnachtsfeiern von Vereinen fanden ebenfalls dort statt, genauso wie große Beerdigungsfeiern. Für jedes Fest hatte der ‚Bären‘ die richtige Saalgröße anzubieten. Und der Schuhputzautomat vor den Toiletten war für Kinder über Jahrzehnte ein Höhepunkt“, erinnert sich Renner. Auch er blickt deshalb mit Spannung auf das, was mit dem im Jahre 1800 errichteten Traditionsgasthaus passieren könnte.

Stadt Pforzheim Bären Eutingen
Noch ist die Gaststätte "Stadt Pforzheim Bären" in Eutingen nicht verkauft. Die Gespräche laufen. Foto: Meyer

Schon als er von dem geplanten Verkauf des Gebäudes an der Hauptstraße gehört hat, habe er deshalb mit der Familie Schuster Kontakt aufgenommen. Er könne sich auf dem Areal gut „Wohnen mit Service“ vorstellen, so Renner. Also Wohnraum für Ältere, die dort mit etwas Hilfe lange selbstständig leben können. So könnte man für die Senioren einen Anreiz schaffen, sich innerhalb Eutingens zu verkleinern, wodurch größere Wohnungen für Familien frei werden könnten.

Ob diese Vision allerdings Wirklichkeit wird, steht in den Sternen. Denn der Verkauf des ‚Stadt Pforzheim Bären“ ist noch nicht vollzogen. Ein geplanter Notartermin sei jüngst geplatzt, so die Familie Schuster auf Nachfrage der „Pforzheimer Zeitung“. Man verhandele weiter.

Der „Bären“ wäre nur einer der Namen auf der langen Liste der Gasthäuser in Eutingen, die in den vergangenen Jahrzehnten geschlossen haben.

"Bis zu den 1970er/80er Jahren gab es viele Kneipen, Restaurants und Cafés, wenige davon existieren heute noch",

so Ortsvorsteher Andreas Renner.

Übrig seien noch der „Friedrichshof“, die „Krone“, „Kühler Grund“ als Kneipe, das „Café Tante Käthe“, das Musikvereinsheim der Familie Fuchs sowie mehrere Pizza- und Döneranbieter. „Gastronomie ist wirklich so langsam Mangelware“, sagt Renner, der sich dennoch darüber freut, dass man in den verbliebenen Gasthäusern gut essen gehen kann.

Insgesamt sei Eutingen „gut aufgestellt“. Neben mehreren Supermärkten gibt es im Stadtteil noch zwei Metzgereien und zwei Bäckereien – dazu unter anderem außerdem einen Blumenladen, die Post, Bekleidungsgeschäfte, einen Schreibwarenladen, Apotheken, diverse Arzt- und Zahnarztpraxen und Banken. Leider gebe es aber auch immer wieder Leerstände, so Renner. Aktuell ist das Brillengeschäft an der Hauptstraße ausgezogen.

"Brauchen könnten wir zum Beispiel einen schönen Obst- und Gemüseladen, einen neuen Optiker, eventuell auch einen Fotografen und ein Elektrofachgeschäft",

erklärt Andreas Renner.

Sorgenvoller blickt er auf das Wohngebiet Mäuerach. „Hier gibt es keine Gaststätte und keine Nahversorgung“, sagt der Ortsvorsteher. Und auch der Wochenmarkt habe aus Personalmangel derzeit nur zwei Stände. Renner hofft, dass sich bald wieder Anbieter für Backwaren sowie für Obst und Gemüse finden. Denn im Mäuerach gebe es leider auch keinen Bus, so Renner, weshalb ihm die Anbindung des Wohngebietes wichtig wäre.