„Unsere Größe ist politisches Gewicht“
„Es läuft wirklich gut. Wir könnten etwas mehr Eigenkapital und Gewinn vertragen, aber wir können durchaus zufrieden sein“, lautete das Fazit von Wolfgang Kramer, Präsident des Kreisverbandes Pforzheim-Enzkreis des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), bei der DRK-Kreisverbandssitzung in der Turn- und Festhalle Friolzheim.
Über 140 Delegierte aus allen Ortsgruppen waren gekommen. Kramer und DRK-Kreisgeschäftsführer Stefan Adam, der seit nun mehr knapp zwei Jahren im Amt ist und die Nachfolge von Werner Hänlein angetreten hat, gaben einen Überblick über die Entwicklungen im DRK.
Derzeit gehören dem Kreisverband 26 Ortsvereine mit Rot Kreuz-Gemeinschaften, Bereitschaften und dem Jugendrotkreuz an. Der Kreisverband zählt aktuell 16 300 Mitglieder. Davon sind etwa 90 Prozent (15 000) Fördermitglieder und es gibt rund 320 hauptamtliche Mitarbeiter. „Unsere Größe ist unser politisches Gewicht“, betonte Kramer: „Viele Menschen tragen mit, was wir tun. Das gibt uns Bedeutung.“ Und: 75 Prozent aller Beiträge fließen laut Kramer in das Ehrenamt.
Adam wies auf die zahlreichen Aufgaben und Beschäftigungsfelder des DRK hin. Angefangen beim Rettungsdienst, über das Ehrenamt mit Bereitschaften in den Ortsvereinen, den sogenannten Helfern vor Ort bis hin zu allen Bereichen der Sozialarbeit. „Wir sind ein Ehrenamtsverein und sein großes Wirtschaftsunternehmen“, so Adam. Daher sei es auch wichtig zu wissen, dass der Kreisverband gemeinnützig ohne Gewinnerzielungsabsicht arbeite. „Und dennoch müssen wir ordentlich wirtschaften.“
18 Millionen Euro Bilanzsumme
Auch Präsident Kramer war in seinem Bericht umfassend auf diesen Aspekt eingegangen. „Wir unterliegen Handelsrecht, nicht Vereinsrecht“, mahnte er. Das DRK Pforzheim-Enzkreis komme in den Bereich einer Bilanzsumme von bis zu 18 Millionen Euro. „Die müssen verantwortet sein“, sagte er.
Als großes Problem stellt sich Kramer zufolge der Mangel an Rettungsdienstmitarbeitern dar. Seit 2015 gibt es das Berufsbild des Notfallsanitäters. Bei der Umstellung vom Rettungsassistenten auf den Notfallsanitäter war im Jahr 2015 ein ganzer Ausbildungsjahrgang ausgefallen. „Wir haben landesweit ein extremes Defizit“, so der Präsident. Hinzu sei der Wegfall Zivildienstleistender gekommen. „Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung des DRK-Ehrenamtes“, so Kramer. Und Adam ergänzte: „Zur Zeit haben wir eine ganz schwere Situation hinsichtlich der Überstunden.“ Aber es werde wieder besser, versprach er.
Gleichzeitig erlege das Land dem DRK zahlreiche Aufgaben auf, die zu schaffen seinen. „Unser Rettungsdienstwesen steht unter Beschuss“, sagte er. Und, dass immer häufiger die Forderung zu hören sei, den Dienst für Private Anbieter zu öffnen. Er forderte seinerseits eine klare Abgrenzung zu privaten Wirtschaftsunternehmen. „Der Rettungsdienst des DRK ist die größte Blaulichtorganisation im Land Baden-Württemberg“, ergänzte Adam. Seit 1975 fahre das DRK im Landesauftrag und stelle 85 Prozent des gesamten Rettungsdienstes im Land. Alleine im Jahr 2017 habe es im Bereich Pforzheim-Enzkreis knapp 30 000 Einsätze gegeben.