Veränderte Rahmenbedingungen durch Krankenhausreform: Neuplanung für Kliniken in Mühlacker und Neuenbürg
Mühlacker/Neuenbürg. Veränderte Rahmenbedingungen durch die Krankenhausreform sowie hohe Baukosten sollen nach neuesten Erkenntnissen eine Neuplanung auch für die Kliniken in Mühlacker und Neuenbürg notwendig machen, wie die Enzkreis-Kliniken am Dienstagabend in einer Pressemitteilung bekanntgaben.

Demnach habe der Aufsichtsrat der RKH Enzkreis-Kliniken gGmbH hat in seiner Sitzung am 5. November die Erarbeitung eines RKH-übergreifenden Medizinkonzepts und einer Leistungsplanung für die nächsten fünf Jahre befürwortet. Ziel sei es, die RKH Gesundheit im Sinne der Krankenhausreform und der bestmöglichen Patientenversorgung auszurichten. In diesem Zuge werde erarbeitet, welches Leistungsgefüge an den einzelnen Standorten angeboten werden könne. Anschließend würden ein darauf aufbauendes Raum- und Funktionsprogramm sowie ein Betriebskonzept erarbeitet.
Dieser Schritt sei aus mehreren Gründen notwendig geworden: Erstens hätten Baupläne für die Modernisierung der Standorte der RKH Enzkreis-Kliniken aus den Jahren 2016/2017 diese Strukturveränderungen in der Krankenhauslandschaft nicht vorhersehen können. Zweitens sei eine Neubewertung der Bauvorhaben auch aufgrund der hohen Baukosten in Folge der gestiegenen Inflation notwendig. Und drittens sollten konkrete Fördergespräche mit dem Land geführt werden, um die finanzielle Darstellung der Bauprojekte zu gewährleisten. Gleichzeitig würden mit einem Interimsbauplan erforderliche Modernisierungsmaßnahmen fortgesetzt, um die Gesundheitsversorgung der Menschen im Enzkreis weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten.
„Wir stehen vor der größten Krankenhausreform der vergangenen 20 Jahre. Angesichts dieser Umstellung und der damit verbundenen Unsicherheit wäre ein Einfaches „Weiter so“ fahrlässig. Der Aufsichtsrat befürwortet deswegen die Empfehlung der Geschäftsleitung, ein RKH-übergreifendes Gesamtkonzept zu erarbeiten, in dem die veränderten Rahmenbedingungen berücksichtigt werden können. Gleichzeitig stellen wir sicher, dass benötigte Modernisierungsmaßnahmen in den RKH Enzkreis-Kliniken weiter ausgeführt werden.“
Bastian Rosenau, Landrat des Enzkreises und Aufsichtsratsvorsitzender, begründet die Entscheidung.
Dr. Marc Nickel, seit Oktober neuer medizinischer Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung der RKH Gesundheit, betont: „Unsere Kliniken in Mühlacker und Neuenbürg sind für die Gesundheitsversorgung im Enzkreis wertvoll. Das belegen die gestiegenen Fallzahlen im Vergleich zu 2019. Dazu kommt, dass wir mit der Krankenhausreform völlig neue Anforderungen erfüllen müssen, um unseren Patientinnen und Patienten auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung anbieten zu können. Es geht darum, einerseits den Trend zur Ambulantisierung sowie die künftigen gesetzlichen Anforderungen an die Leistungsgruppen einzuplanen. Andererseits wollen wir die richtige Verzahnung mit der Notfallversorgung, den niedergelassenen Ärzten und den weiteren Gesundheitseinrichtungen ausarbeiten. Mit unserem Konzept mit dem Titel ‚gemeinsam Gesundheit gestalten‘ wollen wir genau das anvisieren, um erfolgreich in die Zukunft zu gehen.“
„Angesichts eines Investitionsvolumens von über 80 Millionen Euro werden wir sicherstellen, dass unser Zukunftskonzept den Bedürfnissen unserer Patientinnen und Patienten, der Gesundheitspolitik und der Holding insgesamt gerecht wird“, so Axel Hechenberger, kaufmännischer Geschäftsführer der RKH Gesundheit. „Dafür müssen wir jetzt einen Schritt zurück machen und das Gesamtbild erneut in den Blick nehmen.“
„Ziel ist es, dass zukünftig unsere Krankenhausimmobilien die zukünftige Medizin abbildet. Im Mittelpunkt dieses Prozesses steht die Frage, was wir an Räumlichkeiten brauchen, wie sie untereinander organisiert sind, damit der Betrieb wirtschaftlich ist und wie wir dies optimal finanzieren, damit die Belastung des Landkreises möglichst niedrig ist“, so Fabian Bunzel, Regionaldirektor der RKH Enzkreis-Kliniken.
Ziel der neuen Planung sei ein nachhaltiges Konzept, das zukünftige medizinische Entwicklungen bestmöglich berücksichtigt und finanziell umsetzbar ist, so die beiden Geschäftsführer. Ein weiterer Grund für eine wirtschaftlich nachhaltige Lösung sind die weiterhin steigenden Defizite der Krankenhäuser in Deutschland, von denen auch die RKH Gesundheit betroffen ist. So gehen aktuelle Hochrechnungen von einem Defizit der RKH Enzkreis-Kliniken gGmbH im Jahr 2024 von ca. 10 Mio. Euro aus. Laut der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) summieren sich die Defizite der Krankenhäuser allein in Baden-Württemberg auf mindestens 900 Millionen Euro: „Neben der Tatsache, dass die überdurchschnittlichen Personal- und Sachkosten der Krankenhäuser in Baden-Württemberg in der Vergütungssystematik der Krankenhäuser schon seit vielen Jahren unberücksichtigt bleiben, zeigen sich hier die Auswirkungen der massiven Kostensteigerungen der vergangenen Jahre“, so die BWKG.