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Pforzheim -  22.10.2025
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Verfahren um vermeintlichen Golddiebstahl in Pforzheim: Prozesstag endet vorzeitig mit einem Knall

Pforzheim. Der Prozess im Fall um den vermeintlichen Golddiebstahl in einer Pforzheimer Edelmetallscheideanstalt entwickelt sich immer mehr zu einem Krimi. Denn nicht der Angeklagte, der im Verdacht steht, das Unternehmen um Gold im Wert von rund zwei Millionen Euro erleichtert zu haben, stand am zweiten Prozesstag am Amtsgericht Pforzheim im Mittelpunkt des Verfahrens. Sondern der Vorsitzende Richter Andreas Heidrich und Staatsanwalt Lars Jaklin.

Goldige Versuchung: Angeklagt ist ein 54-jähriger Mann, der in einer Gold- und Silberscheideanstalt als Schmelzer gearbeitet hat. Er soll das Unternehmen um Gold im Wert von zwei Millionen Euro erleichtert haben. 
Goldige Versuchung: Angeklagt ist ein 54-jähriger Mann, der in einer Gold- und Silberscheideanstalt als Schmelzer gearbeitet hat. Er soll das Unternehmen um Gold im Wert von zwei Millionen Euro erleichtert haben.  Foto: Thomas Hut - stock.adobe.com (Symbolbild)

Der Grund: Der Staatsanwalt hat einen Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter vorgebracht. Ein Paukenschlag. Der Vorsitzende Richter habe die Anregung zur Ladung weiterer Zeugen – den Vorstand und die Werksleitung des Unternehmens – die zur Aufklärung beitragen könnten, nicht aufgenommen. Das Verhalten des Vorsitzenden Richters sei dazu geeignet, Misstrauen zu säen, da er den Amtsermittlungsgrundsatz nicht beachte. Zudem hegte Jaklin den Verdacht, dass Heidrich einen Freispruch für den 54-jährigen Angeklagten bereits vorbereitet habe. Heidrich nahm den Antrag stoisch zur Kenntnis. Er werde dem Staatsanwalt schriftlich die Stellungnahme zukommen lassen. Der zweite Prozesstag war vorzeitig vorbei, nachdem Heidrich eigentlich am ersten einen „maximalen Umbau des Programms“ für Tag 2 mit sechs Zeugenbefragungen angekündigt hatte. Am Mittwoch wurde nur der Leiter der internen Revision des Mutterkonzerns befragt.

„Ich halte mal fest: Etwas Ungewöhnliches passiert hier“

- ,sagte Heidrich zum Zeugen.

Jemand schreie „Raubüberfall“, aber wenn man danach frage, wolle keiner etwas gesehen haben, so der Richter. „Wir grasen gerade alles ab“, sagte er in Bezug auf Zeugen. Der 58-Jährige im Zeugenstand sagte, man sei beauftragt worden, den Fehlbestand im Goldinventar, den das lokale Management gemeldet habe, zu untersuchen. Wenn ein Fehlbestand gemeldet werde, müssten auch Buchungsfehler ausgeschlossen werden. Die Revision sei zu dem Schluss gekommen, dass ein möglicher Diebstahl vorliegen könnte. Die Revision habe eine erhöhte Sicherung der Edelmetalle sowie Inventuren mit höherer Frequenz und weitere Kameras in gewissen Bereichen empfohlen. Für weitere Einblicke in die Prozesse des Unternehmens müsste man den Vorstand beziehungsweise die Werksleitung fragen. Man werde nicht das gesamte Unternehmen durchgehen, widersprach Heidrich Jaklins Forderung, diese Personen zu vernehmen. Mit Ermitteln sei „Feierabend“. Es könne nicht Aufgabe eines Gerichtes sein, zu schauen, ob es überhaupt Zeugen gebe. Was folgte: Eine Unterbrechung und nach der Mittagspause und danach der Antrag des Staatsanwalts.

Der Prozess wird am Mittwoch, 29. Oktober, fortgesetzt.