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Kämpfelbach -  14.02.2021
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Vergessener Föhn lässt Ersinger Wohnhaus in Flammen untergehen - Gewaltiger Schaden

Kämpfelbach-Ersingen. Autofahrer biegen langsam um die Kurve im Ersinger Ortskern, um einen Blick auf das Haus zu werfen, das am Samstagnachmittag in Flammen stand. Spaziergänger bleiben an der Ecke zur Straße „Im Winkel“ stehen und können kaum fassen, was sie sehen: überall Ruß, auf dem Boden zerschlagene Ziegel, kaputte Fensterscheiben und ein ausgebranntes Dachgeschoss – nur die Heiligenfigur in der Hausfassade scheint vom Feuer verschont worden zu sein. „Schlimm, eine Katastrophe“, sagt eine Passantin. Und das Polizeisiegel an der Tür sowie das Absperrband davor machen deutlich: Für die Mutter und ihre beiden sechs- und achtjährigen Töchter, die dort gewohnt haben, ist eine Rückkehr so gut wie unmöglich.

Klar wird auch im Gespräch mit Kämpfelbachs Kommandant Thomas Heckmann, dass der Einsatz am Samstag vom Umfang und von der Engstellensituation in der kleinen Straße her kein leichtes Unterfangen war. Gleichwohl handelten die Einsatzkräfte engagiert und zielorientiert. Ein Übergreifen der Flammen auf andere Häuser im dicht bebauten Ortskern musste verhindert werden. Gegen 16.40 Uhr ging der Alarm ein. Beim Eintreffen der Feuerwehr präsentierte sich der Vollbrand eines älteren Einfamilienhauses. Im Einsatz war die Freiwillige Feuerwehr Kämpfelbach mit fünf Fahrzeugen und 40 Mann. Nach und nach stieß Verstärkung umliegender Wehren hinzu. Besonders wichtig war das Drehleiterfahrzeug aus Königsbach-Stein. Am Ende, rechnet Heckmann nach, waren es 70 Wehrleute mit zusammen zehn Fahrzeugen aus Kämpfelbach sowie Eisingen, Ispringen und Königsbach-Stein.

Bis zu 300.000 Euro Schaden

Wegen der engen Bebauung musste eine Riegelstellung errichtet werden. Der Dachstuhl brannte komplett aus. Teile der Dachgeschossdecke, berichtet Heckmann, seien eingebrochen. Das Fachwerkhaus, es handelt sich um eine ehemalige Mühle, sei definitiv unbewohnbar. Brandschaden und auch der mit dem Feuerlöschen verbundene Wasserschaden bei eisigen Temperaturen lassen einen hohen Schaden erwarten. Im Polizeibericht ist die Rede von bis zu 300.000 Euro.

Zwei Bewohner, der 59-jährige Vermieter und die 33-jährige Mieterin, die Mutter zweier junger Kinder, mussten mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus. Selbiges galt auch für einen Feuerwehrmann, der sich laut Heckmann aber schon am Abend wieder zurück zum Dienst gemeldet und bei den Aufräumarbeiten geholfen habe. Zum Glück sei schon am Abend klargeworden, dass die drei Verletzten wieder wohlauf seien.

Schließlich, so der Kommandant, habe man bis in den späten Abend hinein Glutnester mit der Wärmebildkamera gesucht und beseitigt. Die Nachtwache habe bis zum Sonntagmorgen um 5 Uhr gedauert. Zur Brandursache wollte sich Heckmann nicht äußern: Das sei Sache der Brandsachverständigen.

Die Polizei sagte, „Ursache war die unsachgemäße Verwendung eines Föhns zum Auftauen einer eingefrorenen Wasserleitung.“ Diesen, so heißt es im Bericht des Polizeipräsidiums, habe „der Vermieter im Dachgeschoss eingeschaltet liegenlassen und dann offensichtlich vergessen“. Das mehrstöckige Wohnhaus sei vollständig beschädigt, zwei Stockwerke seien laut Polizei eingestürzt. Die Kinder seien nicht zu Hause gewesen, als das Feuer ausbrach. Die Ermittlungen dauern an.

Lob an Einsatzkräfte und hilfsbereite Mitbürger

Kämpfelbachs Bürgermeister Udo Kleiner war ebenfalls zugegen und zeigte sich am Sonntag im Gespräch mit der PZ froh darüber, dass es am Ende trotz großen materiellen Schadens keine bleibenden Beeinträchtigungen bei den Verletzten gebe. Glück im Unglück sei, so Kleiner, dass der Vermieter im Brandhaus nur sein Büro gehabt habe, aber in einem anderen Gebäude wohne. Die Mieterin sei zunächst bei ihrem Vater untergekommen und somit nicht obdachlos. Die Gemeinde nehme die Lage der Frau ernst und wolle helfen. Hierzu gehöre, dass es bereits heute ein Gespräch im Rathaus gebe, bei dem man schauen wolle, wo die Frau in Ersingen oder Bilfingen unterkommen könne. Kleiner bedankte sich beim großartigen Einsatz der Feuerwehr und lobte ausdrücklich deren Ehrenamt. Toll sei auch, dass sich sofort auf private Initiative hin Menschen zur Unterstützung der alleinstehenden Mutter zusammengefunden hätten. Dies zeige, so Kleiner, dass die Dorfgemeinschaft funktioniere.

Autor: Carolin Kraus und Peter Marx