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Enzkreis -  02.11.2022
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Verkehrsverbund Pforzheim/Enzkreis hält geplantes 49-Euro-Ticket für Schnellschuss

Pforzheim/Enzkreis. „Das Ganze entwickelt sich zu einem Schnellschuss ohne bisherige Klärung der weitreichenden Folgen.“ So kommentiert der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Pforzheim/Enzkreis (VPE), Axel Hofsäß, die Pläne des Bundes für ein einheitliches 49-Euro-Ticket im Nahverkehr. Auf eine Anfrage der CDU-Fraktion im Kreistag spart Hofsäß nicht mit Kritik, weil zahlreiche Fragen ungeklärt seien.

Fahrkartenautomat
Anlass war ein Schreiben des Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion im Enzkreis, Günter Bächle (Mühlacker), ob der VPE dem Beispiel des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) folgen werde, an seine Abo-Kundinnen und Kunden zu appellieren, ihre bestehenden Abonnements vorerst nicht zu kündigen. Symbolbild: picture alliance/dpa | Martin Schutt Foto: Martin Schutt

Anlass war ein Schreiben des Vorsitzenden der CDU-Kreistagsfraktion im Enzkreis, Günter Bächle (Mühlacker), ob der VPE dem Beispiel des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) folgen werde, an seine Abo-Kundinnen und Kunden zu appellieren, ihre bestehenden Abonnements vorerst nicht zu kündigen. Sobald die Details zum Vertrieb des 49-Euro-Tickets feststünden, werde der KVV auf seine Kunden zukommen und weitere Informationen bereitstellen. „Was wissen wir?“ Diese Frage wirft Hofsäß in seiner Antwort an Bächle selbst auf. „Der Bund möchte das Ticket zum 1. Januar 2023 umsetzen. Es soll nur digital vertrieben werden. Das halten wir und auch meine Kollegen für zeitlich irrational.“ Das Ticket solle eine Dauereinrichtung geben. Gesetzlich werde es wohl für die ersten zwei bis drei Jahre aufgrund einer Förderrichtlinie eingeführt. Danach solle es zu einem Gesetz werden. Solange die Förderrichtlinie gelten werde, würden die Verluste auf dem Einnahmenstand von 2019 an die Aufgabenträger ausgeglichen. Danach solle es eine deutschlandweite Einnahmenaufteilung geben. Details seien völlig unbekannt.

Das Problem sieht der VPE-Geschäftsführer vor allem im digitalen Vertrieb. „Das wäre in der Kürze der Zeit nur über den DB Navigator möglich, das bedeutet, dass wir unsere Kunden samt Fahrgelderlöse erstmals an die DB verlieren“, zitiert die CDU-Kreistagsfraktion in einer Mitteilung aus der Antwort von Hofsäß. „Wie und wann dann unsere Unternehmen zu ihren Einnahmen kommen, ist ungeklärt.“

Die VPE-Verbundtarife würden vorerst bestehen bleiben, denn der VPE habe auch Tarife, die günstiger seien als das 49-Euro-Ticket. So würden auch seine Kollegen in den anderen Verbünden planen. Allerdings würden die Verbünde die Tarifhoheit und damit über die große Mehrheit ihrer Einnahmen verlieren. Im März 2023 komme zusätzlich auch das Jugendticket Baden-Württemberg für 365 Euro. Insbesondere die Tariffortschreibung sei eine wichtige Frage, damit die Verbundfinanzierung gewährleistet bleibe. Billigere Tarife mit landesweiter oder bundesweiter Gültigkeit seien, so Hofsäß weiter, für die Fahrgäste positive Signale. Allerdings werde dies zum größten „Rohrkrepierer“, wenn nicht gleichzeitig das Fahrplanangebot ausgeweitet werde.

Auch nach der Antwort des VPE-Geschäftsführers befürchtet die Union, dass der Nahverkehr der Verlierer sein werde, wenn Bund und Land nicht erklären, mit welchen Zuschüssen die Stadt- und Landkreise als Träger des öffentlichen Personennahverkehrs rechnen können.

Autor: pm