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Birkenfeld -  11.06.2018
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Viel Glanz mit Mezzosopranistin Atanasov und Bariton Scheibner

Birkenfeld. Zuerst vergöttert, später verpönt: Kastraten waren im 17. und 18. Jahrhundert wegen ihrer reinen, schönen und perfekten Stimme gefragt.

Im jungen Alter wurden Männer kastriert, um ihre hohe Knabenstimme zu bewahren. Auch Haydn und Rossini wären beinahe „sopranisiert“ worden, hätten sich nicht der Vater des einen und die Mutter des anderen dagegen gewehrt. Das Gedicht „Doch die Kastraten klagten“ von Heinrich Heine inspirierte Mezzosopranistin Stephanie Atanasov und Bariton Andreas Scheibner zum gleichnamigen Liederabend bei Musik aus Dresden. Mit Arien und Duetten entführen die gefragten Sänger mit dem souveränen und sehr feinsinnigen Korrepetitor Jobst Schneiderat in die Blütezeit des Belcanto und Kastratenwesen. Alle drei Musiker waren mehrfach in Birkenfeld zu Gast. Zupackend zeigt sich der Bariton nach dem Vorkonzert des talentierten Musikschulensembles „Fleur Rouge“ in der evangelischen Kirche – mit Händels heiterer Arie „Wie des Wasserfalls schäumende Wogen“ aus „Guilio Cesare in Egitto“. Viel Hintersinniges weiß der Sänger zu erzählen. Über den berühmten Kastraten Farinelli etwa, der an den Hof des spanischen Königs Philipp V. berufen wurde, um diesen wieder zum Waschen, Rasieren und Regieren zu bewegen. Dass auch Vivaldi dem Kastratentum verfallen war, zeigt die Mezzosopranistin am Beispiel der Alt-Arie des Königs, „Gelido in ogni vena“, aus der Oper „Farnace“. Mit viel Gefühl und Raffinesse gestaltet Atanasov ihr Solo. Überhaupt überzeugt die zierliche Sängerin mit ihrer warmen, klaren und technisch höchst bemerkenswerten Stimme. Der Bariton zeichnet sich zudem durch Kraft, Witz und Charme aus. So überreicht er bei dem Walzerlied „Dunkelrote Rosen“ von Millöcker einen Strauß an Vereinsvorsitzende Annette Becht-Fedon zum Geburtstag.

Autor: Anita Molnar