Gemeinden der Region
Wiernsheim -  15.11.2020
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Volkstrauertag in aller Stille Knittlingen und Wiernsheim gefeiert

Wiernsheim/Knittlingen, In den meisten Gemeinden im Kreis hat es coronabedingt keine öffentlichen Veranstaltungen am Volkstrauertag gegeben. So war es auch ein einsamer Termin für Wiernsheims Bürgermeister Karlheinz Oehler am Kriegerdenkmal. Trotz aller Sorge sollte man über den Lockdown auch froh sein, so Oehler. Denn in der Vergangenheit seien Kriege geführt worden, in denen Millionen Menschen starben. „Heute führen wir einen Kampf, um Menschen zu retten – erstmalig in der Geschichte.“ Gerade in solchen Zeiten sei die Gesellschaft aufgefordert, zusammenzuhalten.

Durch die Angst vor Corona würden Menschen andere ausgrenzen, anstatt sich gegenseitig zu stützen. „Es gilt, diese Angst in den Griff zu bekommen“, so Oehler. Denn gerade am Volkstrauertag denke man an die Opfer der Kriege, die an die Fehler unserer Geschichte erinnern und ermahnen sollen. „Die Zerstörung unserer sozialen Bindungen macht uns genauso krank wie das Virus“, unterstreicht der Verwaltungschef. Der Volkstrauertag sei nicht nur ein Tag des Gedenkens und Erinnerns, sondern auch die Versicherung, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe.

Mahnende Worte

Bei den Gedenkfeiern, die in Knittlingen und Freudenstein-Hohenklingen abgehalten wurden, gedachten trotz der Corona-Pandemie viele Menschen der Opfer von Gewalt und Krieg. Im Mittelpunkt der Ansprachen standen die Schrecken der beiden Weltkriege und die bis heute erlebbaren Folgen. „Der Volkstrauertag hat neben der Aufgabe dazu zu mahnen, Kriege für alle Zeiten zu verhindern und das Leid der Opfer in unser aller Erinnerung zu rufen, auch eine schöne und Hoffnung machende Seite“, so Ortsvorsteher Timo Steinhilper bei der Gedenkfeier vor der Galluskirche in Freudenstein. „Denn wir Deutsche, vor allem wir im ehemaligen Westdeutschland, dürfen nun schon seit 75 Jahren in Frieden, Freiheit, Demokratie, Selbstbestimmung und Wohlstand leben.“ Er erinnerte an das Geschehen vor und während des Zweiten Weltkrieges in Hohenklingen. Auch hier wurden die Nationalsozialisten zur stärksten Partei und in der Folge das gesamte bürgerschaftliche Leben im Zuge der Gleichschaltung in den Sog des nationalsozialistischen Staates mit hineingezogen. Umrahmt wurde die Feierstunde von einer Bläsergruppe des Musikvereins Freudenstein unter der Leitung von Rainer Falk. Stabsfeldwebel Michael Merkel sammelte für die Kriegsgräberfürsorge.

Vor dem Ehrenmal auf dem Knittlinger Friedhof erinnerte der evangelische Stadtpfarrer Hans Veit daran, dass die meisten Kriege mit einer Lüge begonnen hätten. Auch heute noch scheine die Lüge oft gegen die Wahrheit zu siegen und als „alternative Fakten“ sogar gesellschaftsfähig zu werden. Sowohl im kleinen Umfeld wie auch in der großen Politik könne man dazu beitragen, dass sich die Geschichte nicht wiederhole. An die Besucher appellierte Veit: „Lasst uns um die Wahrheit ringen und gemeinsam Lügen entlarven, dann verändert sich die kleine Welt um uns und auch die große Welt, dann gedeiht Frieden.“ Mit Bürgermeister Heinz-Peter Hopp legte Veit am Ehrenmal einen Kranz nieder.

Autor: Ilona Prokoph und Rudolf Haller