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Oberderdingen -  16.05.2022
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Vom Lehrer zum vielseitigen Talent: Derdinger Humorist hat Heimspiel beim Auftritt in Gültlinger-Halle

Oberderdingen. Ein Mann, ein Wort – Nektarios Vlachopoulos: Rund 90 Besucherinnen und Besucher konnten sich live davon überzeugen, warum ihr einstiger Schulkamerad, Nachbar und Freund seinen Lehrerjob an den Nagel hängte, um die Comedy-Bühnen zu erobern.

Vlachopoulos, der zu Beginn seiner Karriere als Slampoet laut eigenen Worten „für ein Freibier und Benzingeld“ durch Deutschland, Österreich und die Schweiz tingelte, holte 2011 bei den deutschsprachigen Meisterschaften dieser Kategorie in Hamburg den Meistertitel im Einzelwettbewerb. Seit 2016 tourt er mit einem Soloprogramm als Stand-up-Comedian durch Deutschland.

Es gibt kaum ein Thema, aus dem der ehemalige Deutschlehrer keine Pointe zieht. So alberte er sich am Samstagabend unter gelungener Einbeziehung seines Publikums von Therapiestunden zur Verarbeitung abgewiesener Oberderdinger Lieben über unfreiwillige „Dia-Abende“ am Mannheimer Bahnhof bis hin zu Urlaubserlebnissen befreundeter „Backpacker in Bolivien“, welche er wie folgt kommentierte: „Wenn ich eine hässliche Gegend sehen und mich dabei noch überfallen lassen möchte, dann reicht es auch nach Pforzheim zu gehen!“

Empörte Lacher erntete der 36-Jährige, als er alle Ü 50-Gäste dazu aufforderte, den für sie alterstypischen Satz im Chor zu rufen: „Gibt’s den Anorak auch in beige?“

Das ganzes Talent von Vlachopoulos kam erst im zweiten Teil der Vorstellung so richtig zur Geltung, in der er von seiner Abneigung gegen das Internet berichtete: „Da sind mir zu viele Leute unterwegs – ich habe das Gefühl, die lassen dort jeden rein.“ Trotzdem stellte er in einem entsprechenden Forum die Frage, warum Eiweiß beim Kochen braun werden kann. Die Antworten, die er darauf erhielt, schoss der Wortkünstler als rhetorisches Feuerwerk gespickt mit Imitationen verschiedenster Dialekte ab. Hier knallte jeder Satz.

Familiäre Töne

Emotionen zeigte der Comedian, als er vom Tod seines Vaters erzählte: „Viele Seiten von mir hat er leider nie kennengelernt. Damit dies bei meiner Mutter nicht auch so endet, habe ich sie heute in der ersten Reihe meines Publikums.“ Dabei appellierte er an seine Gäste: „Versteckt nichts voreinander! Ehrliche Worte werden in einer Familie immer mit Liebe gespiegelt!“

Auch seinen eigenen Tod ließ der Comedian an diesem Abend nicht aus. Der Aufforderung einer Versicherung, Vorkehrungen für das eigene Sterben zu treffen, komme er mit dem Genuss von Zigaretten und Alkohol eindeutig nach.

Viel Beifall gespendet

Den Wunsch nach einer Zugabe erfüllte der Oberderdinger mit seiner ganz eigenen Variante einer Unterhaltung aus dem Buch „50 Shades of Grey“, in der Hauptdarsteller Christian Grey zu einem für Daimler arbeitenden Schwaben mutiert und somit jede Erotik im Keim erstickte. Das Publikum dankte es mit lautem Lachen und begeistertem Beifall.

Autor: corinna stein