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Neuhausen -  10.06.2019
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Vortrag in Neuhausen: Der steinige Weg zur Mitbestimmung

Neuhausen. Bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 durften Frauen zum ersten Mal politisch Einfluss nehmen – 2019 können wir also auf 100 Jahre Frauenwahlrecht zurückblicken. Doch was hat sich verändert?

Wie ist die neue Rolle der Frau in Politik und Gesellschaft? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigte sich der Vortrag von Johanna Schweigel, Bildungsreferentin des Landfrauenverbandes Württemberg-Baden, im alten Schulhaus in Neuhausen.

Ein Rückblick auf geschichtliche Meilensteine der Frauenbewegung gab den Teilnehmern informative Einblicke in die Historie. Von der deutschen Revolution im Jahr 1848, über die Weimarer Republik bis zur Neuzeit wurden starke Frauen vorgestellt, die den Weg zum Frauenwahlrecht geebnet haben. Darunter die Schriftstellerin und Frauenaktivistin Louise Otto Peters, die als erste Frau eine Zeitung gründete. Das Blatt wurde jedoch 1850 verboten und diese Anordnung führte sogar zu einem geänderten Pressegesetz, das Frauen die Herausgabe von Zeitungen untersagte. Als eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“ wurde Elisabeth Selbert vorgestellt, die maßgeblich zur Aufnahme des Gleichberechtigungsartikels im Grundgesetz beitrug. Sie war ihrer Zeit weit voraus und hatte bereits 1930 das Zerrüttungsprinzip bei Ehescheidungen angeregt, das erst im Jahr 1977 bei der Eherechtsreform der Bundesrepublik umgesetzt wurde. Davor galt das Schuldprinzip, das Frauen oftmals benachteiligte.

„Nicht da, wo wir sein sollten“

Die Themen Rente, Gehälter und Kinderbetreuung und die diesbezügliche Diskrepanz zwischen den Geschlechtern regte die Diskussion unter den Teilnehmern an. Auch eigene Erfahrungen und die Veränderungen innerhalb der verschiedenen Generationen wurden näher beleuchtet.

„Es hat sich viel getan, aber wir sind noch nicht da angekommen, wo wir sein sollten – bei der Gleichstellung von Mann und Frau, wie es im Grundgesetz verankert ist“, lautete Johanna Schweigels Fazit. Als Beispiel dafür nannte sie die immer noch schwächere Vertretung von Frauen im Bundestag (31,3 Prozent) und im Landtag Baden-Württemberg (25,9 Prozent).

Autor: Melanie Scheck